Mac Ralf Lobo | war: Re: FoeBud nutzt proprietäre Software (Re: "Basisdemokratie und Ehrenamt sind keine Allheilmittel. " von Leena.de)

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
So Apr 24 12:26:31 UTC 2011


Leena schrieb:
> Am Freitag, 22. April 2011, um 09:37:49 schrieb micu:
> > MaHa...Tim Pritlove... Sascha Lobo... Ralf Bendrath... 
> 
> ... padeluun...  und da gibt es wahrscheinlich noch eine große Menge.
> 
> Wäre doch vielleicht mal ne gute Idee eine Art Netz-Prominenz-Kampagne zu 
> starten.
> 
> Also ohne Vorwürfe so nach dem Motto: Die Dinge, die du vertrittst, brauchen 
> Freie Software. Aber du nutzt sie nicht und unterstützt sie nicht. Du bist ja 
> schon ein Vorbild. Und von daher wäre es super, wenn du sehen würdest, wie 
> viele Menschen sich an deinem Apfelcomputer ein Beispiel nehmen.

Das Obige sind aber bereits Vorwürfe. :-)
(wenn auch gerechtfertigte)

Außerdem sehe ich weniger das Problem, dass diese Leute selbst zu
wenig für Freie Software tun. Möglicherweise tun sie sogar, trotz
ihres Macs, deutlich mehr für freie Software als manch andere Mac-
besitzende Hacker.

Es ist viel eher diese Vorbildfunktion bzw. der vermeintliche
Konsens, den sie damit repräsentieren. Wieviel Unterstützerschaft
geht allein dadurch verloren, dass sich ein immer größerer Anteil
der Hacker nicht mehr nativ auf Debian oder FreeBSD bewegt?

Natürlich schließen sich Mac-Nutzung und Freie-Software-Engagement
nicht gegenseitig aus, aber man steckt halt viel weniger drin und
trifft viel häufiger falsche Annahmen beim Programmieren, wenn man
mit den freien Systemen nicht mehr täglich zu tun hat, auch und
gerade auf dem Desktop.

> Da müsste man sich halt was schnippisches überlegen. Irgendwas, was man den 
> Leuten anbieten kann, die zwar tatsächlich gerne ein besseres Vorbild wären 
> aber dennoch jetzt nicht auf anhieb ihr betriebssystem ändern wollen.

Wenn sie sich dessen bewusst wären und öffentlich ein schlechtes
Gewissen zeigen würden, dann wäre das ja schon ein Vorteil.

Padeluun ist in dieser Hinsicht fast noch ein Vorbild im Gegensatz
zu zum Beispiel Tim Pritlove, der den täglichen vermeintlichen
Komfort stets über den Wert der Freiheit stellt.

> Spontan fallen mir da folgende sachen ein:
> - Ein Aufkleber, den man über den Apfel kleben kann, der dann irgendwas Anti-
> Appeliges sagt. Lustig wäre, wenn man sich was überlegt, wo dann der Apfel 
> durchscheint und dann durch den Aufkleber irgendwas damit passiert. Keine 
> Ahnung, zum Beispiel kriecht ein Wurm durch oder so.

Das wäre auch meine erste Idee gewesen, aber ich denke, solch einen Sticker
sollte man eher für die Leute bereit stellen, die ein Debian auf ihrem
MacBook haben oder so. Man könnte dann hoffen, dass sich auch irgendwann
die Prominenz mit diesen Stickern ziert. Doch diese gezielt dafür anzusprechen,
da sollte man ihnen lieber mit "ernsteren" Kampagnen entgegen kommen, finde
ich.

> - Man könnte eine Art Aufruf starten: Für jeden Vortrag, bei dem ich Werbung 
> für proprietäre Software mache, spende ich 10€ an die FSFE. Derartigen 
> Ablasshandel gibt es auch beim Fliegen. Könnte doch auch bei uns 
> funktionieren, oder?

Interessante Idee. Das ist mir aber nicht "schnippisch" genug. Eine mögliche
Steigerung:

Man bittet die Leute um transparente Darlegung, wieviel Ihnen Apple,
Microsoft oder Adobe für die Schleichwerbung pro Vortrag bezahlen.
Dieses Geld mögen sie doch bitte an die FSFE spenden.

Außerdem: Vielleicht kommt es nicht gut, wenn hier die FSFE selbst
die Hand aufhält. Das Geld könnte ja auch an die Wau-Holland-Stiftung
oder ähnliches gehen.

Auch denkbar wäre eine "Aufklärung", warum man den Leuten nicht
nacheifern solle. Man suggeriert einfach, dass sie dafür ja Werbe-
Einnahmen erhalten, um Freie Software zu fördern. Ein normaler
Mensch sollte das nicht tun, es sei denn, er wird "ebenfalls"
dafür bezahlt. ;-)

> - Wie wäre es mit einem Vortragsskin für Apple? Keine Ahnung, wie einfach sich 
> so etwas umsetzen lässt. Aber halt etwas, was die "Promis" bei Vorträgen, wo 
> man ihre Desktop-Oberfläche sieht "an schalten" können und was dann die 
> Appleoberfläche bzw. Windowsoberfläche verändert. Da könnte dann stehen "Asche 
> auf Mein Haupt! Ich habe immer noch nicht auf GNU/Linux umgestellt."  oder 
> "Nehmt euch an mir bitte kein Vorbild! Dieses Betriebssystem ist richtig doof" 
> Und alle Applelogos sind durch Plussis ersetzt oder so.

Das wäre sicher lustig, aber ich glaube, das würden nur ganz wenige
tatsächlich tun. Insbesondere denke ich nicht, dass man die "Prominenz"
dafür begeistern könnte.

Für Vorträge würde ich mir eher wünschen, dass die Leute eine virtuelle
Maschine mit einem freien System starten, und innerhalb dieser dann ihren
Vortrag präsentieren. _Das_ sollte mal zum guten Ton gehören. :-)

> - Man könnte ein Video machen: Softwarewechsel für Netzpromis.
> 
> Es wäre eine kreative Art, damit umzugehen. Und wenn wir nicht gleich mit dem 
> erhobenen Moralzeigefinger daran gehen, sondern etwas spielerischer, könnte das 
> die Wahrnehmung von Freier Software deutlich steigern.

Diese Grenze wird sauschwer zu finden sein, aber es wäre cool, wenn
jemand in der Lage wäre, diese auszutarieren.

> Wichtig fände ich jedenfalls tatsächlich, das Gespräch zu suchen.
> VIelleicht könnte man auch eine Diskussionsrunde organisieren? So wie als wir 
> die Parteien eingeladen hatten? Vielleicht sogar mit Livestream?

Eine gute Idee. Man sollte die Leute vielleicht schon im Vorfeld
danach befragen, was konkret ihnen in der Freie-Software-Welt fehlt,
oder was sie sonst vom Umstieg abhält, außer dem Aufwand des Umstieges
selbst, natürlich.

Wenn man sowas im Vorfeld weiß, kann man vielleicht zu jedem Promi
ein "Spiegelbild" finden von jemanden mit ähnlichen Ansprüchen und
ähnlichen Problemen, der aber stattdessen auf Freie Software setzt.
Nach dem Motto: "So könnte ein Umstieg funktionieren." Oder auch:
"Ich habe es geschafft, und Sie (Fingerzeig ins Publikum) können das auch!"


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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