Warum kein Mac?

Theo Schmidt theo.schmidt at wilhelmtux.ch
Fr Apr 22 13:32:41 UTC 2011


Torsten Grote schrieb:
...
 >  Denn ich habe auch den Eindruck, dass Vielen gar nicht klar ist, was
 >  Mac eigentlich (politisch) bedeutet. Die Verbreitung der Dinger
 >  steigt auch - gerade in netzpolitischen Kreisen - rasant an.

Dazu passt auch diese Meldung, dass die iPhone-und-iPad unbemerkt und offenbar 
unabstellbar eine Datei mit den laufend gespeicherten GPS-Koordinaten des 
Gerätes anlegen:

http://www.20min.ch/digital/dossier/apple/story/iPhone-und-iPad-ueberwachen-Besitzer-23075089

Während ich dies schreibe, kommt die Meldung auch in den Schweizer Radionachrichten!

Ich war früher begeisterter Mac-User, da die Macs enorm viel brauchbarer waren 
als die PCs mit DOS damals, und später auch als die diversen Windows-Versionen. 
Sie waren u.a. gerade besser wegen der strikten Kontrolle von Apple über SW 
*und* HW. Die Macs und die meiste SW dafür waren auch von Laien leicht zu 
bedienen. Die Konsequenzen dieser Unfreiheit merkte ich bald:

1) Apple änderte oft die Schnittstellen und veranlasste somit zum Kauf von immer 
anderer HW. So z.B. von Apple Desktop Bus nach USB, von SCSI zu IDE. Aus 
heutiger Sicht OK, damals nervte es mich. Auch der Wechsel vom eigenen System 
zum Unix-Unterbau war eine Zäsur. Allerdings eine notwendige; das alte System 
war oft extrem unstabil, schlimmer als Windows.

2) Die HW war schlechter als ihr Ruf und Reparaturen, die bei einem "IBM"-PC 
trivial wären, z.B. Austausch eines defekten Netzteils, dauerten ewig, da die 
Händler nicht selber reparieren konnten oder durften.

3) Als Voreiter von diverser innovativer SW wie Hypercard und Filemaker und 
Formaten wie Quicktime, hat Apple diese Sachen entweder aufgegeben oder im 
Gegenteil auch dann gepusht, als freiere Alternativen vorhanden waren, und 
boykottiert z.B. bis heute die Ogg-Familie.

Solange der Marktanteil von Apple nicht allzu gross war, waren diese Dinge keine 
grosse Bedrohung, aber heute sieht das anders aus.

Viele Grüsse, Theo Schmidt


PS Übrigens lief mal (glaube ich in Arte) ein Film über Bill Gates und Steve 
Jobs. Leider fehlte Linus Torvalds und/oder Richard Stallman als den dritten 
Pol. Der Film zeigte, wie die Persönlichkeiten der zwei Männer sich auf ihre 
Produkte übertrug. Gates wurde als netter Kerl (der sich ja zu einem 
Philantropen entwickelt hat, auch wenn sein Engagement vielleicht teilweise 
kontraproduktiv ist) dargestellt, aber auch knallharten und schlitzohrigen 
Geschäftsmann mit einem eigentlichen Hass auf die Kultur von "Gratis-Software". 
Jobs wurde als eher unangenehme Person dargestellt, der nur für seine Produkte 
und deren Design lebte, aber seine Mitarbeiter und seine Partnerin eher schlecht 
behandelte. (Es gibt übrigens einen Spielfilm, wo der Bösewicht wirklich auf 
Jobs modelliert ist.) In einer Schlüsselstelle des Films beklagte er sich bei 
Gates darüber, dass die (damalig) viel besseren Apple-Produkte sich schlechter 
verkauften als die schlechteren Microsoft-Produkten. Gates erwiderte so etwa: 
"Steve, hast du es noch nicht kapiert, das [die Qualität] spielt doch überhaupt 
keine Rolle!" Jetzt hat er es offenbar kapiert, leider. Defective bei Design, 
und die Kunden freut's.



Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de