Warum kein Mac? (war: Re: FoeBud nutzt proprietäre Software)

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Fr Apr 22 10:03:02 UTC 2011


Robert Kehl schrieb:
> Am 21.04.2011 20:48, schrieb Michael Kesper:
> > "Apple Hardware is cool. Unless you want to move freely."
> 
> Die Hardware ist *nicht* cool - weil ich keine Wahl habe: Apple gibt die
> Hardware vor, und peng. Das ist bei allen Apple-Geräten der Fall - vom
> i* bis i*.

Das würde ich etwas Differenzierter betrachten. Nehmen wir etwa
das MacBook Pro.

Für den sogenannten "Kreativ-Bereich" finde ich die Hardware
durchaus geeignet. Aber das verwundert auch nicht, schließlich
fokussiert sich Apple ja schon lange auf Grafikdesigner,
Werbeagenturen etc.

Was jedoch den "Nerd-Bereich" angeht, da verstehe ich es auch
nicht, was an der Hardware "cool" ist. Dazu muss ich etwas
weiter ausholen.

Ich habe vor wenigen Wochen an einer Evaluation mitgewirkt,
wo es darum ging, neue Laptops für Programmierung, Büroarbeiten
etc. anzuschaffen. Es durfte ruhig teurer sein. Das MacBook Pro
war anfangs sogar der Favorit!  (die Hardware, wohlbemerkt)
Aber bei näherer Betrachtung zeigten sich mehrere Faktoren,
die dagegen sprachen. Ich versuche mal, diese aus dem Gedächtnis
zu rekapitulieren:

1) die Tastatur. Selbst wenn man das Tastaturlayout außen
   vor lässt, erscheint der ganze Aufbau eher ungeeignet für
   schnelles Tippen zu sein.

2) das Touchpad. Man kommt beim Tippen schnell auf das riesige
   Touchpad, und löst damit versehentlich Mausaktionen aus. Mit
   etwas Übung passiert das nicht mehr so oft, dennoch ist es
   extrem nervig. Für Grafiker mag ein übermäßig großes Touchpad
   praktisch sein (aber benutzen die nicht lieber die Maus?),
   für Vieltipper hingegen ist das vollkommen ungeeignet. Es
   sei denn, man deaktiviert das Touchpad komplett.

3) die Abwärme. Die Hardware ist so gebaut, dass möglichst viel
   Wärme passiv durch das Metallgehäuse nach außen gelangt. Das
   wird zwar als positives Merkmal angepriesen. Aber wenn einem
   das Teil im Schoß glüht, ist ein stärkerer Lüfter das kleinere
   Übel.

4) das Gewicht. Die Hardware ist verhältnismäßig schwer, vorallem
   im Vergleich zu Konkurrenten wie Lenovo. Wenn man das reduzieren
   möchte, kann man sich zwar stattdessen ein MacBook Air kaufen,
   doch dann muss man große Abstriche bei der Leistung (RAM, CPU, etc.)
   machen.

Am Ende machten das ThinkPad T410s und dessen bald erscheinender
Nachfolger T420s das Rennen. [1]  Die sind je nach Ausstattung
zwar etwas teurer als die MacBook-Pro-Varianten, schneiden dafür
aber in allen 4 Punkten deutlich besser ab.

Für mich persönlich habe ich aus dieser Recherche mitgenommen: Das
MacBook Pro ist ganz sicher _nicht_ die erste Wahl für Computer-
Nerds, und somit alles andere als "cool". Ich begreife seitdem den
Mac-Hype umso weniger. Für Nerds, die so viel Geld zur Verfügung
haben, gibt es deutlich interessantere Laptops.

> Der Knackpunkt ist, dass selbst Michael K. sich blenden läßt: Die
> Hardware *ist* nicht cool, sondern bspw. in Bezug auf die aktuellen
> Desktop-Systeme old-fashioned, sondern *sieht* nur cool aus! Und das ist
> ein großer Unterschied.
> 
> Also müssen wir den Leuten klar machen, dass sie auf Blender
> hereinfallen, oder ebensolche sind (I second the latter!).

Siehe ich ganz genauso. Vielleicht lehne ich mich jetzt zu weit
aus dem Fenster, aber mein Eindruck ist, mal überspitzt ausgedrückt:

Die Macs haben sich im CCC und sonstigen Nerd-Umfeld nur deshalb
so stark verbreitet, weil Fefe in seinem Blog zu selten über Apple
herzieht [2], und Tim in seinen Podcasts ständig Werbung für Apple
macht.

Wobei ich klar stellen möchte, dass ich Tim Pritlove sehr gern höre,
ganz besonders vom Chaosradio Express. Das ist großartiges Zeug, was
er da produziert, von der Aufmachung wie auch vom Inhalt her!

Aber wenn er den Apple-Fanboy heraushängen lässt, dann wirkt das
immer sehr befremdlich. Auch seine vorgeblich "pragmatischen Gründe"
für Apple-Produkte kann ich immer weniger nachvollziehen, je mehr
ich mit Mac-Computern zu tun habe (aus beruflichen Gründen war das
in den letzten Jahren sehr oft der Fall).


Gruß
Volker


[1] Bevor entsprechende Fragen aufkommen: Natürlich werde ich
    mich dranhängen, ob man die Windows-Zwangslizenz loswerden
    kann. Allerdings ist das nicht mein Geld, daher fehlt mir
    letztendlich das Druckmittel. Zudem wäre die MacOS-Zwangslizenz
    beim MacBook Pro ja auch nicht das Problem gewesen. Die
    Chancen stehen also schlecht.

[2] Im Jahr 2010 ging es (ca. 1x pro Woche), aber in den Jahren
    2009 und 2008 hat er Apple sträflich vernachlässigt. ;-)

    Hier mal eine schnell zusammengeschusterte Jahres-Statistik:

    curl -s 'https://blog.fefe.de/?q=Apple' | sed -n 's,^<h3>.*\(....\)</h3>$,\1,p' | uniq -c

    14 2011  (bis 22. April 2011)
    55 2010
    13 2009
    29 2008
    45 2007
    48 2006
    10 2005  (ab 31. März 2005)

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Volker Grabsch
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