Mac Ralf Lobo | war: Re: FoeBud nutzt proprietäre Software (Re: "Basisdemokratie und Ehrenamt sind keine Allheilmittel. " von Leena.de)

micu micuintus at gmx.de
Fr Apr 22 07:37:49 UTC 2011


Hallo Henry, 

On Thursday 21 April 2011 14:57:26 Henry Jensen wrote:
> Ich weiß noch, dass ich mich sehr geärgert habe, weil die Präsentation
> der zweiten Keynote auf der OpenRheinRuhr zum Thema "Freies Wissen -
> Sammlung und Befreiung von Wissen"(!) von Martin Haase auf so einem
> Obstteil lief. Hat für mich die Glaubwürdigkeit des gesamten Vortrages
> stark beschädigt.

ja, MaHa ist (ähnlich wie Tim Pritlove) nicht nur ein Mac-Nutzer, 
sondern zudem noch ein ziemlicher Apple-Fanboy. ;)


>> Aber es gibt ja auch Leute, von denen man weiß, dass sie ganze genau
>> wissen, was freie Software ist und warum sie wichtig ist, die
>> trotzdem diese proprietären Hardware-Software-Bundles nutzen (und
>> bei all ihren Vorträgen ziemlich unverhohlen mit dem Obstlogo
>> Werbung für unfreie Software machen)

Um noch mal zwei weitere Beispiele zu bringen:

#1: Sascha Lobo schreibt einen Artikel auf SPON über »[d]as dunkle Reich 
des Steve Jobs« [1]: »Programme sind Politik, Software ist Macht: 
Entscheidungen der großen IT-Unternehmen beeinflussen unser aller Leben, 
daher müssen sie als politische Akte begriffen werden«. So treffend 
seine Analyse ist, so wenig überzeugend und fast schon jämmerlich fällt 
seine Schlussfolgerung aus. Denn anstatt die einzig zu Ende gedachte und 
funktionierende Lösung des Problems zu benennen — freie Software wird in 
dem Artikel kein einziges Mal erwähnt — übt sich Lobo nur in 
Machtlosigkeitsrhetorik und hofft auf Apples Einsicht oder eine 
Regulierung der Politik im Nachhinein:

> Ein Konzern wie Apple sollte sich in seiner Software-Entwicklung
> stärker als bisher nach gesellschaftlichen Anforderungen richten
> müssen und nicht nur nach eigenen Vorstellungen, weil Apple eine
> gesellschaftliche Wirkung hat. Die Politik muss das oxymoronhaft
> anmutende Kunststück schaffen, durch Regulierung Offenheit und
> Freiheit in der digitalen Gesellschaft zu erzwingen und zu erhalten.

Das ist, was ich in <201104201808.16358.micuintus at gmx.de> damit meinte, 
dass fast alle der Netzpolitik-Debatten in der Oberfläche der 
Anwendungsschicht stecken bleiben, aber dass es uns doch eigentlich viel 
mehr um die grundlegende technische und rechtliche Gestaltung der 
Infrastruktur unserer digitalen Gesellschaft gehen sollte, denn darum, 
im Nachhinein im Konkreten an der Oberfläche herumzudoktoren, wenn das  
Kind schon lange in den Brunnen gefallen ist.

Beispiel 2 dafür: Ralf Bendrath diskutiert in seinem Vortrag »Democracy 
in Social Networks?« [2] die Möglichkeiten der Regulierung von Facebook 
oder gar einer »freiwilligen open governance« durch den Betreiber, die 
durch öffentlichen Druck erkämpft wird.

Aber auch hier liegt das Problem und die Lösung doch in der 
Infrastruktur: Wir brauchen keine Mitbestimmungs- und Wahlrechte bei 
Facebook, sondern ein dezentrales, auf offenen Standards basierendes, 
entlang des Principle of least privilege und des Konzepts der 
multilateralen Sicherheit entworfenes, FOSS-Crypto-Facebook! ;) 
Vielleicht ist (wird) ja Diaspora ein solches!?

Grüße
micu
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[1] <http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,749847,00.html>
[2] <http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/Bendrath_Democracy-in-Social-Networks.ppt>
-- 
GnuPG:		https://www1.inf.tu-dresden.de/~s3418892/micuintus.asc
Fingerprint:	1A15 A480 1F8B 07F6 9D12 3426 CEFE 7455 E4CB 4E80

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http://www.micuintus.de



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