FoeBud nutzt proprietäre Software (Re: "Basisdemokratie und Ehrenamt sind keine Allheilmittel. " von Leena.de)

RA Stehmann anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de
Do Apr 21 15:05:26 UTC 2011


Henry Jensen schrieb:
> On Thu, 21 Apr 2011 12:08:09 +0200
> RA Stehmann <anwalt at rechtsanwalt-stehmann.de> wrote:
> 
>> Aber es gibt auch Leute, für die ist ein Computer ein Arbeitsinstrument,
>> dass möglichst einfach zu bedienen sein soll. Die können oder wollen
>> sich nicht dem auseinandersetzen, was unter der möglichst freundlich
>> gestalteten Oberfläche geschieht.
> 
> Ja, das ist auch so. Diese Diskussion gibt es auch mindestens schon 10 Jahre.
> Tatsache ist doch aber: Ein Computer ist nicht einfach zu bedienen, man braucht dafür Schulung und Übung. Für ein Auto, ein Instrument welches erheblich einfacher zu bedienen ist, muss man eine Fahrschule besuchen. Wieso meinen die Leute immer, ein Computer müsse ohne irgend eine Art von Schulung oder zumindest autodidaktischer Übung bedienbar sein. Das ist er nämlich nicht, auch nicht unter unfreien Betriebssystemen. 
> 
> Ich arbeite im IT-Support einer mittelständischen Firma mit 130 Leuten und erlebe immer wieder welche Probleme die Leute mit dem ach so benutzerfreundlichen Windows haben. Seit ein paar Rechner auf Windows 7 umgestellt wurden ist es subjektiv sogar schlimmer geworden. Ich halte Windows aus meiner Admin-Sicht für ein wahnsinnig kompliziertes System, erheblich schwieriger zu administrieren als z. B. Debian. 
> 
> Es scheint aber eine Konstante zu sein: Je (oberflächlich) benutzerfreundlicher ein System wird, desto komplizierter wird es unter der Oberfläche. Das kann man schon bei den "einsteigerfreundlichen" Distributionen wie *buntu sehen. Unter einer Distro die dem KISS-Prinzip folgt, kann ich genau sagen was welcher Prozess macht bzw. an welcher Stelle ich drehen muss um ein Verhalten zu verändern. Bei den "einsteigerfreundlichen" Distributionen blicke ich kaum noch durch.
> 
> Die zweite Konstante ist: je komplexer ein System ist, desto fehleranfälliger wird es. Damit werden diese Systeme nicht wirklich benutzerfreundlicher, den wenn es ein Problem gibt gibt es kaum eine Chance sich selbst zu helfen. Bei unfreien Systemen trifft das in besonderem Maße zu, da es kaum Dokumentation gibt, was wiederum daran liegt, dass das System geschlossen ist. Gibt es ein Problem mit freier Software sind die Chancen recht gut, dass man im Web eine Lösung findet. Bei geschlossenen System braucht man sehr viel Glück. Wie oft habe ich schon nach Lösungen für Problemen unter Windows gesucht und bin nicht fündig geworden, es gab oft nur irgendwelche unbrauchbaren "Knowledge Base" Seiten, die auch keine Lösung bereit stellten - wenn überhaupt.
> 
> Ich denke, dass GNU/Linux schon lange benutzerfreundlich und auch für Einsteiger gut zu bedienen ist. Das Problem ist die Herangehens- und Arbeitsweise. Unter proprietären Systemen habe sich die Benutzer jahrelang ein bestimmtes Verhalten angewöhnt. Wenn das nicht 1:1 auf anderen Systemen genau so läuft ist natürlich das System schuld. Die Konsequenz kann ausdrücklich nicht sein, proprietäre Systeme zu kopieren.
> 
> Ich habe da ein schönes Beispiel - mein Vater, 65 Jahre alt, hat die letzten 15 Jahre unter Windows gearbeitet. Zwar habe ich ihm schon das ein oder andere mal GNU/Linux gezeigt, aber so richtig hat er sich nie dafür interessiert. Bis ihm ein Fehler unter Windows, ich weiß nicht mehr welcher, so auf die Nerven ging, dass er sich ohne mein Zutun und ohne mein Wissen GNU/Linux runter geladen und installiert hat - wie gesagt, ohne mein Wissen und auch ohne meine Hilfe, ich habe davon erst später erfahren. Er hat einige Tage nur damit zugebracht um zu verstehen wie das System funktioniert, hat sich durch Foren und Howtos gewühlt. Dann konnte er mit dem System arbeiten. Ein halbes Jahr später hat er sich einen neuen Rechner geholt wobei ich ihm geholfen habe ihn anzuschließen und einzurichten. Er wollte explizit wieder GNU/Linux drauf haben "Jetzt habe ich mich schon so daran gewöhnt, ich will nicht wieder zurück zu Windows" hat er gesagt.
> 
Du hast natürlich recht, wirst aber mit Deinen richtigen Ausführungen
bei vielen auf wenig Verständnis stoßen und bei Hardcore-Apple-Fanboys
eher auf taube Ohren ;-). Ich habe auch nur versucht die Argumentation
gewisser Nutzer wiederzugeben, ohne sie mir eigen zu machen.

>> Schauen wir genug auf die Bedürfnisse der Nutzer?
> 
> Was sind die Bedürfnisse der Benutzer? Auch diese Diskussion ist schon Jahrzehnte alt. 

"Den" Nutzer gibt es in der Tat nicht, aber z.B einfache, intuitive
Bedienerführung und nettes Aussehen dürfte ein weitverbreitetes
bedürfnis sein, welches durch Freie Software auch teilweise gestillt wird.
>  
>> Oder geben da einige nicht lieber die dreihundertfünfzigste
>> GNU/Linux-Distribution heraus, statt sich für die Verbesserung einer
>> bestehenden einzusetzen?
> 
> Neue Programme und Distributionen entstehen ja oft aus einem eigenen Bedürfnis heraus, weil man bei den bestehenden Angebot nicht fündig geworden ist. Manchmal auch, weil das Projekt, bei dem man mitarbeiten wollte, in eine Richtung geht, die man nicht möchte. 

Ok, das ist ein Grund - ich mache etwas für mich und nehme dann die
Mühen auf mich, es als Freie Software zu veröffentlichen - aber das
erklärt noch nicht alle "auswüchse".

>> Zählen nicht manchmal neue Features mehr als QA und Usability?
> 
> Das ist ein Kritikpunkt, den ich teile. Es fehlt manchmal etwas an Professionalität in der freien Software-Entwicklung. Es werden manchmal eher neue Features hinzugefügt als die Software stabilisiert. Manchmal kommt es auch vor, kaum dass eine Software ausgereift ist, wird alles über den Haufen geworfen und neu angefangen. (HAL - udev um ein Beispiel zu nennen).
> 
Gruß
Michael



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