AppStores

Bernhard Reiter reiter at fsfeurope.org
Mi Apr 6 10:46:29 UTC 2011


Am Mittwoch, 6. April 2011 01:33:08 schrieb Robert Kehl:
> Am 05.04.2011 13:50, schrieb Bernhard Reiter:
> > Die Bedürfnisse von Nutzern werden durch AppStores anscheinend besser
> > befriedigt.
>
> Das aber nur oberflächlich betrachtet. Damit würde die Bravo die
> Bedürfnisse der Jugend ebenfalls besser befriedigen als die Schule,
> bspw.. Bedürfnis ist nicht immer dessen jemand bedarf, sondern oft
> genug, was er/sie braucht. Oder, einfacher ausgedrückt: Nicht wollen,
> sondern brauchen.
>
> Ok, würden alle so denken, wäre Aero nicht so dermaßen hochgelobt
> worden, ja.

Das ist ein Grunddilemma: Wer leiser Bedürfnisse, anders trifft, 
muss trotzdem für eine Finanzierung sorgen.
Ich sage mal das Jugendzeitschriften mit Klatsch- und Tratschanteil halt 
andere Bedürfnisse erfüllen, als die großen Tages- oder Wochenzeitschriften.

> > Ich selbst habe im letzten Jahr einen Selbstversuch gemacht
> > und konnte das subjektiv durchaus nachvollziehen.
>
> Wie sah der aus, wenn ich fragen darf?

Ich habe verschiedene Handgeräte verwendet und in den zugehörigen Läden
auch was gekauft. U.A. von Symbian, Maemo5 und Windows-Mobile.

> > Gute, abgesicherte Software zu finden und reibungslos installiert zu
> > bekommen ist ein Ziel der Nutzer.
>
> Welches von AppStores nicht in jedem Fall befriedigt wird, insb. in
> Bezug auf "abgesicherte" Software. 

Da gab es vor einigen Ausgaben einen Bericht in der ct oder iX.
Die Absicherungsmethoden von Apple und teilweise von Google werden durchaus 
besser und sind im Vergleich auch schon recht gut.

> Warum zieht Google sonst maliziöse 
> Software, die massenhaft heruntergeladen und installiert wurde, aus dem
> Market? Habe ich bei Debian/Ubuntu so noch nicht gesehen.

Das ist eine Frage der Nische, teilweise hat auch Debian dringende 
Sicherheitslöcher lange nicht gestopft, z.B. in Mozilla Produkten - liegt 
auch an Mozilla, klar.

> > Die meisten Paketmanager bekommen einen Teil davon
> > ganz gut hin,
>
> Du (nicht allein) vermengst hier Paketmanager mit AppStores, die das
> (De-)Installieren mit dem Angebot verknüpfen. Ich kenne noch keinen
> AppStore, dem ich meine eigenen Repository-Quellen beibringen kann. Ich
> bin bei iPhones AppStore und Androids Market auf deren Auswahl
> beschränkt und habe keine Möglichkeit, andere Quellen mit einzubeziehen.

Dem "Store" nicht, der "Programm-Verwaltung" von Maemo5 auf dem N900
kannst Du weitere Quellen angeben. Der "Store" verwendet die auch.
Ist libapt und dpkg basiert, übrigens.
Für mich als Anwender ist das eine Soße. 

> Bei der (im Fall von Android) reibungslosen Installation gebe ich Dir
> Recht, die reibungslose Deinstallation ist ein Desaster: Auf Android
> existiert kein --purge, ergo ist meine SD-Karte mit Resten von
> Installationen geflutet, und ich habe noch nicht nachgesehen, was auf
> /app/ los ist.

Technisch mag das der Fall sein, kann ich nicht sagen. Stört das den Nutzer?

> > einen anderen Teil jedoch nicht.
> > a) Das Finden der Pakete geht in einem Bewertungssystem besser

> Wenn Software was kosten soll, ist sicher gut, zu wissen, was ich
> bekomme, bevor ich bezahle, aber ich bin mir extrem unsicher, ob meine
> Kaufentscheidung auf der Masse fußen sollte. 

Bewertungen durch andere sind eine sozial sehr verbreitete Methode
und durchaus sinnvoll. Machst Du sicher auch in der ein oder anderen Weise. 

> > b) Die Erklärungen, was ein Paket macht
>
> Kann ich bei apt-basierten Distributionen erst recht nicht
> nachvollziehen. Werbetexte sind nicht so hilfreich wie die
> Beschreibungen von Leuten, die nicht auf das bisschen Kohle angewiesen
> sind, wie es anscheinend zig von App-Programmierern sind. Ich mag die
> Distros sehr, die objektiv beschreiben, was die Software tut, und das
> oft recht länglich, ohne gleich in Termini zu verfallen wie "the best
> filesystem checker", "the ultimative app killer", "a must have", "you
> won't want to live without" etc.

Ich habe bei Mandriva sagen wir etwa 2006 ein paar Nicht-IT-ler draufgebraucht 
die Updates selbst einzuspielen und die Beschreibungen waren, sehr technisch 
und unverständlich. Microsoft hatte zu der Zeit einfach bessere 
Beschreibungen, da konnten die Nutzer viel besser entscheiden.
Was ist der Unterschied? Einfach mehr Zeit in das Schreiben der Texte,
öfters ausprobiert und mit verschiedenen Leuten gesprochen. Erfahrene 
technische Autoren. Sprich: Viel mehr Aufwand.
Da ich selbst im Hauptberuf Freie Software IT-Lösungen anbiete, weiss ich sehr 
gut, wieviel Arbeit das macht. Deshalb zahle ich gern für ein 
standardisiertes Dienstleistungsangebot.
Woher soll sonst die Energie dafür herkommen?

> Btw: Welcher AppStore gibt mir das *komplette* Changelog einer Software?
> Oft sind es nur die Changes von der letzten zur aktuellen Version, wenn
> überhaupt.

Weiss ich nicht.

> > c) Die Finanzierung diese Schritte.
>
> Ack. Geld verdienen mit "apt-get install" ist schwieriger als mit
> tipp-tipp. But who wants to sell licenses?

Ich möchte keine (proprietären) Lizenzen verkaufen oder kaufen.
Aber Dienstleistung schon, siehe oben.
Das funktioniert nur, wenn ich viele Mitkäufer habe. 
Im AppStore scheint dafür zumindest eine Chance zu bestehen. :)

Gruß,
Bernhard
-- 
FSFE -- Stellv. Deutschlandkoordinator           (fsfe.org)
Ihre Spende ermöglicht unsere Arbeit:  www.fsfe.org/help/donate.de.html
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname   : signature.asc
Dateityp    : application/pgp-signature
Dateigröße  : 198 bytes
Beschreibung: This is a digitally signed message part.
URL         : <http://lists.fsfe.org/pipermail/fsfe-de/attachments/20110406/411a3844/attachment.sig>


Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de