Suche Zusammenfassung: Warum sollte ich meine Software frei stellen?

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Di Okt 26 08:21:10 UTC 2010


Bernhard Reiter <reiter at fsfeurope.org> schrieb:
> Am Montag, 25. Oktober 2010 17:30:23 schrieb Volker Grabsch:
> > Das gilt erstmal nur für Copyleft-Lizenzen, also "virale" Lizenzen.
> 
> "Viral" ist wirklich ein unpassendes Wort dafür, denn die Lizenz "infiziert" 
> keine anderen Werke. Es geht nur um abgeleitete Werke.

Ja, der Begriff politisch gesehen auf jeden Fall unpassend, da Copyleft-
Lizenzen etwas sehr Positives sind, während "viral" ein negatives
Schlagwort der Freie-Software-Gegner ist.

Dennoch: Wenn ich ein großes Projekt habe, in welchem ich - neben vielen
anderen Libraries - auch eine kleine GPL-lizensierte Library verwende,
dann schlägt deren Lizenz durch auf das komplette Projekt.

Natürlich ist auch das immer noch keine "Infektion", da das Projekt ja
die freie Wahl hatte, diese Library zu verwenden oder von vornherein
auf diese zu verzichten. Wenn jedoch eine frühere Version der Library
kein starkes Copyleft hatte, und plötzlich die neue Version unter GPL
steht, dann hat das Projekt ein Problem. Es hat wahrscheinlich nicht
die Resourcen, auf eine alternative Library umzusteigen oder die alte
Version der Library selbst weiter zu pflegen.

In einem gewissen Sinne wäre das Projekt nun zur einer Umlizensierung
nach GPL "gezwungen". Das heißt, die neue Version der Library hätte
eine Lizenzänderung des gesamten Projektes erzwungen.

Beim ExtJS-Projekt gab es genau deswegen viel Kritik, als sie vor einiger
Zeit plötzlich ihre Lizenz von einer LGPL+Zusatzklausel nach GPL geändert
hatten.

(Allerdings muss man bei ExtJS dazu sagen, dass es hier nicht darum ging,
 dass alle Anwendungen Freie Software sind. Sie fahren ein Doppel-
 lizensierungs-Modell, und es ging einfach darum, den Anteil der zahlenden
 Kundschaft zu erhöhen.)

> Und hier sind die
> proprietären Lizenzen auch gern mal problematisch, am Ende muss ich hier auch 
> die Lizenz genau prüfen.

Gab es nicht auch proprietäre Compiler, bei denen der Hersteller
Bedingungen an den damit generiertem Code geknüpft hat? Also, dass
mit der kostenlosen Version des Compilers die erzeugten Binaries
nur nichtkommerziell vertrieben werden dürfen, oder sowas?

_Das_ würde ich sogar eher als "viral" bezeichnen. ;-)

> Eigentlich ist eine Freie Software Lizenz oft eine Impfung gegen unfreie 
> Tendenzen, also eine Lizenz mit starkem oder schwachem Schutz der Freiheit.

Das ist auch ein nettes Bild.


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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