beunruhigender Artikel: CBC-Bans-Use-of-Creative-Commons

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Sa Okt 9 19:48:19 UTC 2010


Theo Schmidt <theo.schmidt at wilhelmtux.ch> schrieb:
> Volker Grabsch schrieb:
> ...
> >> http://yro.slashdot.org/story/10/10/08/2346236/CBC-Bans-Use-of-Creative-Commons-Music-On-Podcasts
> > 
> > Bei diesen Meldungen ist mir nicht ganz klar, wie stark sie
> > dramatisiert wurden.
[...]
> Ich habe in den Kommentaren folgendes gefunden, das auf das zweite hinweist:
> 
> -------------------------------------------------------------------------------
> ...
> ---------------------------------------------------------------------------------

Wusste ich's doch!

Ich hatte das übrigens in Fefes Blog gelesen und habe schon fast
geahnt, dass das wieder so ein Beitrag ist, wo letztendlich das
Gegenteil von seiner "Zusammenfassung" drinsteht, wenn man dem
Link folgt. Aber gut, er ist auch kein Journalist, und viele
andere Blogger haben den gleichen Fehler gemacht. :-)

> > (Das Angebot dieser unsäglichen NC-Klausel ist in meinen Augen
> >  ein großer Designfehler in den CC-Lizenzen. Denn "SA" bietet
> >  alle Vorteile von NC, ohne sich die Nachteile einzuhandeln.
> >  Aus Unwissenheit nehmen die meisten dennoch NC, weil das ja
> >  erstmal nett klingt, so als träfen sie damit die böse Industrie.
> >  *sigh*  Aber naja, das hatten wir ja bereits.)
> 
> Ja, das Problem ist, dass NC recht streng ist. Eine NP (non-profit) Klausel wäre 
> besser gewesen. Wenn ich eine CD zum Selbstkosten-Preis verkaufe, ist das zwar 
> NP aber nicht NC.

Selbst damit würden die Leute sich immer noch ins eigene Fleisch
schneiden.

Was ist denn so schlimm daran, wenn jemand eine CD voller CC-Musik
brennt (oder gar presst), und diese ein wenig über den Rohlingpreis
vertreibt, damit sich sein Arbeitsaufwand lohnt?

Wenn sich die Freie-Software-Community ebenfalls so komisch haben
würde, wären wir nicht da, wo wir heute sind. Insbesondere hätten
sich kaum Software-Distributionen bilden können, die sich in der
heutigen (aber wohl auch schon in der damaligen) Zeit zu einem
wahren Segen für die Software-Welt entwickelt haben.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn jemand etwa eine OpenOffice-CD für
20 EUR statt 0,20 EUR vertreibt. Aber das hält sich doch nicht lange.
Ich meine, es gibt auch Leute, die überteuertes Zuckerwasser verkaufen.
Muss man dagegen ernsthaft vorgehen? Schadet das den Wasserwerken?

Und selbst wenn, dann doch bitte mit den _richtigen_ Werkzeugen, also
Meldung beim Verbraucherschutz, Anzeige wegen Betruges (falls einer
vorliegt) oder Anzeige wegen unlauterem Wettbewerb (falls überhaupt
einer vorliegt). Das Urheberrecht ist kein geeignetes Werkzeug, um
das auszufechten.

Ich meine, um eine Schraube in die Wand zu kriegen, kann man natürlich
einen Hammer verwenden. Das geht irgendwie. Aber das Ergebnis ist nicht
das, was man möchte.

Und genauso ist es meines Erachtens nach mit der NC-Klausel. Das hat
einfach unerwünschte Seiteneffekte. In diesem Fall, dass die Leute
sich damit die Chance verspielen, über das Radio bekannter zu werden.

> Dann muss man innerlich umdenken, wenn man freie Inhalte "verschenkt". Die 
> meisten Leute denken, auch so, XY hat dies kopiert und verkauft es und wird 
> reich dabei, das ist eine Sauerei. Unsereins denkt, ach so, XY hat dies kopiert 
> und verkauft es und wird reich dabei, das ist nett von ihm, dass er meine Werke 
> verbreitet, ich freue mich, dass er was davon hat.

Unsereins weiß insbesondere, dass wenn so jemand reich wird, das
nichts mit der Musik zu tun hat. Mit Zuckerwasser würden die das
genauso hinkriegen. Denn für solche Geschäfte muss man es verstehen,
die Leute über den Tisch zu ziehen, das hat nichts mit der Qualität
der Waren zu tun. (außer dass die Qualität nicht _zu_ schlecht sein
darf. Obwohl ... ;-))

> Es ist ein weiter Weg von "die meisten Leute" zu "unsereins", und es
> ist vielleicht tatsächlich nicht optimal für alle Profis.

Es ist halt immer die Schere zwischen Bekanntwerden/Aufmerksamkeit
(Kundschaft vergrößern) und Sachen verkaufen (Einzelstückpreis
vergrößern).

Nicht jedes einzelne Geschäft muss den maximalen Profit erzielen,
sondern in der Summe muss es sich lohnen. CC-Musik ist wie eine
Gefälligkeit oder ein besonders günstiges Angebot. Sowas kann sich
langfristig 100fach auszahlen, oder auch nicht. Das muss man halt
abwägen, das gilt für große Firmen, kleine Selbstständige und auch
Privatpersonen gleichermaßen.

Wer sein Werk (seine Musik) unter eine freie Lizenz stellt, sollte
sich über seine Ziele im Klaren sein. Will man damit bekannt werden
oder Geld machen? Klar, am liebsten beides zugleich, aber das ist
Humbug. Wer daran glaubt, sollte lieber Lotto spielen, da gibt's
die gleichen Gewinnchancen, und es erfordert viel weniger Arbeit. ;-)

Die NC-Klausel vereint zwar scheinbar beide Ziele, Bekanntheit und
Geld machen, aber ich denke, sie vereint eher die Nachteile als
die Vorteile.


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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