Kombination von GPL- und proprietärer Software

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
So Jul 4 21:40:06 UTC 2010


Mailing-Listen <list at akfoerster.de> schrieb:
> On Wed, Jun 30, 2010 at 08:58:01AM +0200, Werner Koch wrote:
> 
> > >> 4) Die proprietäre Library wird mit einem Wrapper versehen
> > >>    und in einem eigenen Prozess gestartet. Über ein RPC via
> > >>    stdin/out kommuniziert das Projekt mit der Library.
> > >> 
> > >>    (auch hier eine klare Schnittstelle, durch die die
> > >>     Library austauschbar ist.)
> > >
> > > Das sollte erlaubt sein. Aber auch da bin ich unsicher.
> > 
> > Nein, ist es nicht.  Wenn man schon einen Wrapper schreiben will, dann
> > gibt es sicherlich (auf der Datenebene) einen enge Abhängigkeit beider
> > Prozesse und damit müssen wieder die Anforderungen der GPL erfüllt
> > werden.
> 
> Das ist rein spekulativ. :-)

Die Frage ist, was mit "enger Abhängigkeit" eigentlich gemeint ist.

Einerseits ist ein RPC nichts weiter als eine Shared-Library, die
über eine gewisse "Distanz" hinweg angesprochen wird. Bei einem
ordentlichen RPC merkt der Aufrufer davon nichts, abgesehen von der
schlechteren Performance.

Andererseits ist ein RPC ein Kommunikations-Protokoll, und niemand
würde verlangen, dass man mit einem GPL-lizensierten Browser keine
proprietären Webapplikationen bedienen darf.

Also, entweder gibt es hier eine klare Grenze, die aber so kompliziert
ist, dass es keine einfachen Kriterien dafür gibt. Oder die Grenze ist
unklar, und hier wird in Wirklichkeit mit zweierlei Maß gemessen.

Momentan befürchte ich zweiteres, wobei ich immer noch auf Antwort
von der FTF warte.

> > Die GPL beschreibt keine technischen Strukturen und deswegen kann man
> > sie auch nicht mit anderen technischen Strulturen umgehen.
> 
> Man kann sicher in rechtlichen Fragen unterschiedlicher Meinung sein.
> Jedoch legt die GPL-FAQ der FSF nahe, dass es doch auf die Art der
> Verbindung ankommt.
> Damit beziehe ich mich auf diese Frage und die darauf folgenden:
> http://www.gnu.org/licenses/gpl-faq.html#GPLAndPlugins

Danke für den Hinweis! Diesen FAQ-Punkt habe ich tatsächlich übersehen.

Allerdings weist dieser Punkt genau die oben genannte Inkonsistenz
auf. Einerseits sei fork&exec vollkommen akzeptabel (d.h. RPC ist
erlaubt), aber andererseits sei der Aufruf einer Library, die lediglich
eine Art main()-Funktion enthält, grenzwertig. Zweierlei Maß.

> Apropos, für den ursprünglichen Fragesteller ist wahrscheinlich
> dieser Abschitt der FAQ interessant:
> http://www.gnu.org/licenses/gpl-faq.html#FSWithNFLibs

Dieser FAQ-Eintrag an sich hilft nicht viel, aber verweist auf:
http://www.gnu.org/licenses/gpl-faq.html#GPLIncompatibleLibs

Jedoch habe ich bereits erklärt, wieso das nicht möglich ist:
Ich könnte zwar das eigene Projekt unter "GPL mit Link-Ausnahme"
stellen, doch ich brauche die Link-Ausnahme auf für die verwendete
GPL-Library, und die zu erhalten ist ein Problem.


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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