Open Source vs. Free Software (again)

micu micuintus at gmx.de
Do Feb 18 19:22:55 UTC 2010


Hey Matthias-Christian,

Am Sonntag, 14. Februar 2010 18:32:33 schrieb Matthias-Christian Ott:
> Mir ist nicht bekannt wie man im Deutschen Freie Software mit Freeware
> verwechseln kann, das Wort "frei" hat meiner Meinung nach keine
> signifikante Doppelbedeutung.

wie Volker bereits angedeutet hat, gibt es die leider doch. :/


> Was ist daran bitte lächerlich? Bei Sprache muss man manchmal sehr genau
> sein mit dem, was man ausdrücken möchte.

Nein, über Sprache zu diskutieren ist nicht lächerlich. Ich wollte auch auf 
etwas anderes heraus:

Ich weiß, wie der Begriff "Open Source" entstanden ist. Man wollte damals 
einen Begriff für Freie Software schaffen, der nicht die gesellschaftlichen 
Potentiale dieses Konzepts sieht, sondern der das Entwicklungsmodell dieser 
Software als überlegen heraushebt. Zweitens wollte man—und das sollte man 
nicht übersehen—RMS als Galionsfigur der FS-Bewegung entmachten.

Historisch und konzeptionell ist der Begriff "Open Source" also durchaus 
problematisch—das möchte ich gar nicht verneinen. Auch dass "Open" den Fokus 
vielleicht zur sehr auf Freiheit 1 lenken könnte, möchte ich nicht bestreiten. 
Rein sprachlich betrachtet sehe ich aber den Begriff "freie Software" / "free 
Software" wegen der Verwechslungsgefahr mit Freeware ebenfalls nicht zu 100% 
im Vorteil. 

Was man sich imho aber immer mal wieder klarmachen sollte, hatte ich vor 
einiger Zeit schon einmal geschrieben:

> Viele junge Menschen lernen heutzutage freie Software über den Begriff "Open
> Source" kennen - einfach weil er leider in den Massenmedien weiter
> verbreitet als "freie Software" ist, und sie benutzen diesen Begriff auch
> weiterhin, obwohl der Grund für sie freie Software einzusetzen nicht nur
> praktischer Natur ist, sondern auch oder sogar vornehmlich die *Freiheit*.
<http://www.mail-archive.com/fsfe-de@fsfeurope.org/msg00706.html>:

Die Unterscheidung zwischen "Open Source"-Bewegung und FS-Bewegung gibt es 
heute so nicht mehr—dies ist im Wesentlichen die gleiche Strömung—wenn man von 
RMS, Raymond, Bruce Perens und Co. einmal absieht ;-).

Ich möchte hier niemanden davon überzeugen, den den Begriff FOSS zu verwenden—
ich finde ganz klar, dass wir weiter von freier Software sprechen sollten. 
Auch dürfen wir gerne, Menschen, die von "Open Source" sprechen, *freundlich* 
und *nicht eindringlich* auf die Problematik des Begriffs aufmerksam machen. 
Nur, finde ich, sollten wir es nicht übertreiben. Wenn schon jemand von "FOSS" 
spricht, heißt das doch, dass er sich der Namensproblematik bewusst ist, aber 
vereinend und nicht spaltend wirken möchte. Den sollten wir doch nicht dafür 
kritisieren, dass er sich nicht zu 100% "auf unsere Seite" schlägt, die es so 
richtig nicht einmal mehr gibt.

Lg, micu
--
GnuPG:		https://www1.inf.tu-dresden.de/~s3418892/micuintus.asc
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