OpenSource-Strategien

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Di Dez 21 01:17:18 UTC 2010


Hallo,

On Sat, Dec 04, 2010 at 05:18:31PM +0100, Jörg Schmidt wrote:

> Ich habe deutlich gemacht das es einfach ein Mißverständnis ist zu
> glauben:
[...]
> *OpenSource versuche FreieSoftware zu erklären

Nun, rein historisch ist aber genau das der Fall... Der Begriff "Open
Source" wurde von einer Gruppe von Leuten eingeführt, die schon lange in
der Entwicklung freier Software tätig waren; bis dahin auch diesen
Begriff verwendet hatten (einige von ihnen übrigens später auch
*wieder*); und sich irgendwann im Frühjahr 1998 dachten, wenn man einen
neuen Begriff einführt, könne man die Idee besser an Manager
verkaufen...

Das habe ich nicht aus dem Hut gezaubert, sondern lässt sich Alles im
Netz nachlesen. (Frag mich nur nicht wo -- es ist ewig her dass ich mich
damit befasst hatte...)

> *OpenSource ist hinsichtlich von Begriffen pragmatisch,

Ob der Begriff *wirklich* pragmatisch gesehen nützlicher ist, als der
Begriff "freie Software", ist allerdings auch Ansichtssache... (Wobei
natürlich unstrittig ist, dass das das Ziel war.)

> *OHNE jedoch auch nur ein Yota an tatsächlichem Inhalt aufzugeben.

Richtig, die ursprüngliche Zielsetzung war -- angesichts der oben
erwähnten historischen Tatsachen -- tatsächlich, die gleichen Ideen
unter einem neuen Begriff zu verkaufen.

Da Du allerdings immer wieder betonst, wie von gewissen Anhängern freier
Software mit dieser Ansichten in Verbindung gebracht werden, die von den
Erschaffern nicht gewollt waren, muss der Vollständigkeit halber die
ebenso existierende Diskrepanz im Lager der Open-Source-Anhänger
aufgezeigt werden.

Bei freier Software, definiert über die vier Grundfreiheiten, geht es
ganz klar um die Freiheit der *Endanwender*. Viele, die den Begriff
"Open Source" verwenden, scheren sich dagegen nicht großartig um diese;
sondern sehen die Software-Entwicklung sozugen als Selbstzweck -- die
vier Grundfreiheiten werden nicht als Nutzerrechte verstanden, sondern
sozusagen als Entwicklerrechte, die eine bessere Form der
Software-Entwicklung ermöglichen sollen...

Das hat man ganz deutlich gesehen bei der Argumentation von Linus und
seinen Gefolgen gegen die Klausel bezüglich Installations-Informationen
in der GPLv3 ("TiVo-Klausel"). Die Klausel wird von ihnen als
überflüssing erachtet, da es den Linux-Entwicklern nur darum geht, dass
der Code jeglicher Weiterentwicklungen wieder in den offiziellen Kernel
einfließen können -- ob die eigentlichen Nutzer der jeweiligen
angepassten Linux-Varianten (zum Beispiel auf einem Router) von der
Verfügbarkeit des Codes tatsächlich was haben (modifizierte Versionen
installieren können), interessiert nicht...

(Im Übrigen ist diese Sichtweise nicht erstaunlich, da die
Open-Source-Initiative ja die freien Lizenzmodelle genau mit dem
Argument der effizienteren Entwicklung bewirbt, und nicht mit
Nutzerrechten...)

> WEnn Kritiker das Wort "OPenSource" so verstehen als wenn OPenSource
> nur Wert auf frei einsehbaren Code lege ist das ein ähnliches Beispiel
> wie manche glauben das "FreieSoftware" vorrangig kostenlose Software
> meine.

Beide Missverständnisse sind genauso weit verbreitet, und taugen daher
nicht zur gegenseitigen Kritik der Begriffe... Ich denke das ist allen,
die etwas Ahnung von der Materie haben, durchaus klar.

Die Kritik am Begriff "Open Source" richtet sich vielmehr dagegen, dass
hier ein (aus Sicht der vier Grundfreiheiten) eher nebensächlicher
Aspekt in den Mittelpunkt gestellt wird.

-antrik-



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