Marktwirtschaft vs. Urheberrechte (war Re: OpenSource-Strategien)

Thomas Leske leskets at web.de
Mo Dez 6 14:43:06 UTC 2010


Am 04.12.2010 14:17, schrieb Jörg Schmidt:
> ... ist es eben auch diskriminierend stilschweigend immer den fünften
> Punkt zwischen den Zeilen hinzuzufügen das nur Software mit starkem
> Copyleft wirkliche freie Software sei.

Egal wie man das Kind nun nennt, fest steht, dass das Copyleft den
Wettbewerb fördert, weil alle Weiterentwicklungen in Konkurrenz
zueinander stehen. Microsoft kann nicht eine tolles MS-Linux herausgeben
und ein Monopol auf seine Weiterentwicklung beanspruchen.

> Die stillschweigende Annahme das der Begriff "Freie Software" der 
> vorzugsweise zu verwendende Begriff sei ist jedenfalls reine
> Arroganz und diese entspringt aus einer im Kern markt- und 
> wettbewerbskritischen Position.

Das Urheberrecht auf Software schränkt den Wettbewerb ein. Freie
Software und das Copyleft sind eine Krücke, um unter diesen Bedingungen
dennoch Wettbewerb zu ermöglichen (bzw. sicherzustellen).

> Worum es im Eigentlichen geht, und was Vertreter des Begriffes "OPen 
> Source" längst erkannt haben ist das sich die Art Software über die 
> wir hier reden (also die die 4 GRundfreiheiten umfasst) sich nur
> dann gesellschaftlich durchsetzt wenn sie sich im realen Wettbewerb
> am Markt durchsetzt.

Noch besser wäre es, die Rahmenbedingungen zu ändern: Das Urheberrecht
sollte soweit zurechtgestutzt werden, dass es den Grundfreiheiten nicht
im Wege steht. Die Weitergabe des Quellcodes bei Weitergabe ausführbarer
Dateien kann man zur Pflicht machen, so wie es bei Haushaltsgeräten die
Pflicht gibt, Handbücher in der Landessprache mitzuliefern.

> Viel hat die FSFE wohl zu OOXML kritisiert, aber jeder der sich mit 
> der Materie auskennt vermisst kritische Aussagen zum _praktischen_ 
> Geschehen um ODF. Wo wurde denn kritisiert das MS ein Jahr(!) lang 
> Zeit hatte die ISO weichzuklopfen OHNE das die Vertreter von ODF 
> irgendetwas öffentlichwirksames taten um die PRAKTISCHE Nutzbarkeit 
> von ODF zu belegen (Aussagen von z.B. Heise zum Austausch von ODF 
> mittels KOffice-OOo waren beschämend).

Das Schöne an Standards ist, dass es so viele davon gibt ... :-)
Wenn Microsoft sich wirklich dem Wettbewerb stellen würde, hätte es
seine Ressourcen in die Weiterentwicklung von ODF gesteckt.

--
 Thomas Leske



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