Freie Lizenzen bei Nicht-Software (was: Freiheit bei anderen Werken)
Bernhard Reiter
reiter at fsfeurope.org
Do Apr 22 15:37:08 UTC 2010
Am Freitag, 16. April 2010 02:13:59 schrieb Volker Grabsch:
> Johannes Näder <johannesnaeder at gawab.com> schrieb:
> > > Druck oder Zwang in Richtung diesen oder jenen
> > Publikationsmodells schränken die Kunstfreiheit ein. Mehr noch: Sie
> > ersetzen (im Extremfall) das Konzept des individuellen Werks durch das
> > des kollektiven Samples
>
> Ohne Massenmedien-Monopol wäre das überhaupt kein Problem. Selbst
> wenn nur eine Minderheit das ursprüngliche Werk zu schätzen weiß,
> und die "Masse" auf Remixe abfährt, dann wird das ursprüngliche
> Werk doch nicht "verdrängt". Es ist nach wie vor genauso verfügbar.
Aufmerksamkeit ist auch in Zeiten des Internet ein wichtiges Gut, bestimmte
Werke werden überhaupt nicht mehr gefunden, wenn die
Informations-bündel-Organisation sie nicht an die ersten Stellen schieben.
> Außerdem: Einen Remix weiß man i.d.R. erst dann wirklich zu genießen,
> wenn man die Einzelstücke vorher kennt. Ich sehe da keinen Widerspruch.
Viele Werke möchte ich nur einmal geniessen und die Wirkung entfaltet sich
dann auch nur da. Ich schaue mir nur sehr selten verscheidene Versionen oder
Neu-Kollagen eines Werkes an. Zitate, Referenzen, Anspielungen - ja
natürlich - aber die sind ja jetzt auch schon ganz gut erlaubt.
> > - das sind Eingriffe enormer Tragweite, mit denen Autor- und
> > Werkbegriff, aber auch die ästhetische Reflexivität in Frage stehen.
>
> Ich fürchte, ich kann deinen Kritik in diesem Punkt nicht mehr
> folgen. Kannst du das nochmal einfacher ausdrücken?
Ich vermute er meint, dass Kunst mit all diesen Eigenschaften auch spielt und
der Zwang in die Lizenzen eine wichtige Dimension des künstlerischen
Schaffens wegnehmen würde. Dem würde ich auch zustimmen.
> Ich meine, weder die FSF noch die FSFE können konkrete Listen von
> erprobten, bewährten Geschäftsmodellen mit Freier Software vorweisen.
Ähm doch (sagt der Geschäftsführer eines 10 jährigen Unternehmens, welches
sein ausschliesslich Geld mit Freier Software verdient hat.)
Das Haupt-Geschäftsmodell heisst: Dienstleistung in verschiedenen Varianten.
> Die allermeisten Unternehmen, die sich im Bereich der Freien Software
> engagieren, haben ihr Haupt-Einkommen immer noch im proprietären
> Bereich.
Ja, das stimmt. Liegt aber auch sehr stark an den Kunden, welche keine
besseren Leistungen (also Freie Software) einfordern.
> Das beste Geschäftsmodellen, was wir kennen, ist das Doppellizensierungs-
> Modell, und selbst das ist noch lange nicht perfektioniert, wie z.B.
> die Probleme der ExtJS-Bibliothek oder die der MySQL-Datenbank zeigen.
Das was MySQL gemacht hat, ist ein proprietäre Geschäftsmodell. Das ist bei
praktisch jeder Doppellizensierung der Fall, bei welcher eine Lizenz
proprietär ist. Insofern würde ich das als FSFE nicht als Geschäftsmodell für
Freie Software anerkennen.
Gruß,
Bernhard
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