IT Fitness = Konditionierter Microsoft"kunde"?

Matthias-Christian Ott ott at mirix.org
Di Sep 22 16:20:46 UTC 2009


On Tue, Sep 22, 2009 at 05:46:08PM +0200, Bernhard Reiter wrote:
> http://www.heise.de/newsticker/Microsoft-Initiative-sieht-grosse-Wissensluecken-in-Computerfragen--/meldung/145676
> > Während des Tests wird zum Beispiel gefragt, ob bei der Formatierung einer
> > Festplatte gleichzeitig nach Virenbefall geprüft wird, wie der
> > Standardlaufwerksbuchstabe auf einem Windows-PC lautet, wo sich darauf der
> > Menüpunkt "Drucken" befindet, wie sich das Kontextmenü des Papierkorbs
> > öffnen lässt, was sich mit "Smarttags" in Microsoft Office anstellen lässt,
> > wem das Internet "gehört" und was die Abkürzung "WWW" bedeutet. Einige
> > Fragen beschäftigen sich mit Details von aktuellen Microsoft-Produkten.
> > Anwendern anderer Betriebssysteme könnte also ein "zufrieden stellendes
> > Ergebnis" oder weniger per PDF-Urkunde bescheinigt werden, da sie diese
> > Details nicht kennen können.
> 
> Irgendwie macht mit das wütend! Da sollen noch mehr Details von Microsoft 
> Produkten gelernt werden. :( Ein vernünftiges Erlernen von 
> Computerkenntnissen muss über das konkrete Produkt hinaus abstrahieren.

Was vernünftig ist oder nicht sei hier Kant überlassen ;).

Heutzutage scheint man unter Computerkenntnissen die Bedienung
proprietärer Software zu verstehen.

Daran stört mich die natürlich erst einmal die proprietäre Software
und zusätzlich das Abtesten programm-spezifischer Fertigkeiten.
Ersteres habe ich bei einem von Microsoft finanzierten und der
jetzigen Bundesregierung unterstützten [1,2] Werbekampange nicht
anders erwartet. Zweiteres würde mich auch bei Freier Software stören.

Vielmehr sollte doch bei der Bildung auf theoretische und zeitlosere
Inhalte als das Bedienen von graphischen Bentuzeroberflächen
wertgelegt werden. Das Lambda-Kalkül oder eine Turing-Maschine sind
beispielsweise nach Jahrzehnten nach wie vor aktuell;
Benutzeroberflächen ändern sich jedes Jahr.

Man mag zwar argumentieren, dies sei in der Praxis nicht aktuell und
Leute müssten eine Vorstellung von Computern haben, die sich auf das
für ihre Produktivearbeit nötige beschränkt, doch das würde
implizieren alle Bildung richte sich nachdem der späteren aufgeübten
Beruf aus und werde nur zur Steigerung der Produktivität erteilt.
Diese Vorstellung deckt sich jedoch nicht mit meinem Bildungsideal und
-anspruch, denn viel spannenderes als neues Wissen zu erhalten gibt es
im Leben nicht so oft.

Ich würde mich deshalb freuen, wenn die FSFE sich wenigstens für
ersteren Kritikpunkt bei Angela Merkel schriftlich beschwert, wenn
schon nicht 2007 geschehen.

Gruß,
Matthias-Christian

[1] http://www.it-fitness.de/Pressemitteilungen/pm_cebit_070316.pdf
[2] http://www.teil4.de/zwh/projekte/lgo/print/LGO_070329_Dtsch%20Handwerksblatt.pdf



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