Beruflich freie Software entwickeln

martin milbret martinmilbret at online.de
Do Mär 12 18:01:27 UTC 2009


Hallo Bernhard,

Bernhard Reiter <reiter at fsfeurope.org> schrieb:

> Am Mittwoch, 11. März 2009 14:57:29 schrieb martin milbret:
>> > Ich denke auch, dass Ubuntu auch einen Vorteil hat.
>> > Den solche Mainstream Distributionen zeigen den Nutzern anderer Systeme
>> > auch die Vorteile.
>> > Warum sollte ich z.b. einen Stapel Geld für ein Microsoft Betriebssystem
>> > ausgeben wenn ich Debian, Ubuntu und co. umsonst bekomme?
>>     
>
> Das Betreiben eines Betriebssystem ist jedoch nie um sonst. 
> Du musst immer Zeit und Effektivität mitdenken.
>
> Freie Software verbreitet sich zunehmend und damit kommt auch eine 
> Professionalisierung. Wir müssen die Entwicklung und den Fortschritt auch 
> über die Finanzströme denken.
>
> Ich persönlich wünsche mir, wenn mehr Privatpersonen auch für Freie Software 
> (also die die Dienstleistung, z.B. die Erstellung oder Zusammenstellung) 
> zahlen würden. Das ist enorm wichtig, weil es die Entwicklung steuert.
> Zur Zeit wird viel der Entwicklung durch die größten Zahler gesteuert,
> und dass sind große Unternehmen und Organisationen, nicht die privaten Nutzer.
>
> Zum Thema Geld als Motivation für Freie Softwareprojekte: Arbeitsteilung im 
> Massenmarkt habe ich 2002 auch einen Artikel geschrieben, erreichbar von
> http://intevation.de/~bernhard/publications/index.de.html 
>
> Im Hauptberuf bin ich Vollzeit-Profi für Freie Software, verdiene also mein 
> Geld damit. Mich bezahlen leider fast überhaupt keine Privatkunden. Wenn mehr 
> Privatkunden bezahlen würden, wäre das in meinem Interesse. Trotzdem halte 
> ich es auch allgemein für richtig. Es schmerzt manchmal das Herz, wenn ich 
> keine noch bessere Software für Privatpersonen machen kann, weil es nicht 
> finanziert wird und ich keine Leute dafür einstellen kann.
>   
Ich finde es schon einmal sehr lobenswert, dass sie beruflich freie 
Software entwickeln.
Ich muss leider gestehen, dass ich gegen meine Prinzipien leider kämpfe.
Ich bin im privaten Bereich ein großer Befürworter freier Software.
Leider habe ich eine Ausbildung als "Fachinformatiker für 
Anwendungsentwicklung" in einer Firma die mit C# und ASP .Net Webseiten 
erstellt.
Das Problem ist nicht ASP .Net oder C#, was wir nur unter Windows 
entwickeln.
Viel mehr ist das Problem eher, dass ich unfreie Software, unsere Kunden 
bekommen nur die fertige Webseite nicht aber den Quelltext, entwickle 
und somit beruflich leider eher in einem täglichen Konflikt zwischen 
freier und unfreier Software stehe.
Ich kann diesen Konflikt nur umgehen in dem ich am Tag nicht über so 
etwas nachdenke.

Deshalb freue ich mich sehr für ihr Glück :)
Aber zurück zum Thema.


Leider ist hier wohl auch das Problem, dass viele Anwender das frei 
nicht immer als das freie Software frei verstehen.
Zwar pocht die FSF und ihre Schwesterorganisationen immer wieder darauf 
doch hier liegt das Problem.
Freie Software kann ohne gute Förderung leider nicht gegen die unfreie 
Software bestehen.
Und das Geld regiert nicht nur die Welt sondern ist auch für Kosten in 
jedem Bereich zu gebrauchen.

Um Gelder zu bekommen gibt es für kleine Projekte nur Spenden.
Für größere Projekte wie GNOME etc. sind Firmen schon ein guter Anfang.
Mich würde es z.b. sehr freuen wenn die Treiberentwicklung für Nvidia 
Karten für xorg auch von einer größeren Firma übernommen werden könnten.

Aber dies ist leider noch Wunschdenken.
Solange die Anwender nicht auch etwas beitragen, damit freie Software 
nicht nur bestehen sondern auch weiterentwickelt wird, wird nicht viel 
passieren.
Anbei sollte man auch erwähnen, dass es neben Finanziellen Mitteln auch 
andere Arten der Hilfe gibt.
So könnte ich als eher durchschnittlicher Entwickler der gerade mal 
nichts zu tun hat, auch bei kleineren Problemen aushelfen.
Oder einfache Anwender könnten an die Leute von xorg Hardware spenden.
Dies ist zwar kein großer Segen aber wenn man eine alte Grafikkarte zum 
entwickeln der Treiber verschenken kann, kann man vielen Usern mit alter 
Hardware helfen.

Aber es wäre am ende dich gut, wenn sich Anwender von freier Software 
tiefer in die Entwicklung etablieren würden.
Egal auf welchen der vielen Wege.
Somit kann man der Idee hinter einer freien und sozialen Gemeinschaft 
doch weiterhelfen.

Ich hoffe ich schweife nicht zu weit ab, aber die Möglichkeiten sind für 
mich immer wieder erstaunlich.

Martin




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