Parlamentsfernsehen auf bundestag.de

Florian Weimer fw at deneb.enyo.de
Sa Apr 4 17:01:08 UTC 2009


* Bernhard Reiter:

> Am Mittwoch, 1. April 2009 19:16:12 schrieb Florian Weimer:
>> > Ich sehe gerade jetzt aber für Freie Software Bewegung die große Chance,
>> > Wenn in Firefox 3.5 Ogg Theora fest eigebaut wird. Das gibt einem die
>> > Gelegenheit hervorzuheben, dass ja eh "fast jeder" Theora Unterstützung
>> > hat, während Flash oft erst umständlich nachinstalliert werden muss.
>>
>> Und Ihr wollt mir erzählen, daß Freie Software a) keine dominante
>> Marktstellung hätte 
>
> Ja, hat sie nicht, der Webbrowser Markt ist nicht 95% zu 5% aufgeteilt.

Dann würde der Vorschlag nicht funktionieren, aber ich denke nicht,
daß er daran scheitert. Die Software-Branche ist insofern eigen, als
daß dort 30% Marktanteil nicht als dominant angesehen werden (und daß
bei einer Aufteilung 10% - 30% - 50% schon von Wettbewerb ausgegangen
wird). Bei Webbrowsern mag das ja noch angehen, weil deren
Datenformate im Augenblick den Nutzer nicht stark binden. Aber das ist
doch eher die Ausnahme. Wir haben uns sehr stark an fehlenden
Wettbewerb gewöhnt.

Im übrigen scheitert die <video>-Idee am ehesten daran, daß der Inhalt
damit explizit lokalisiert wird und somit sehr leicht (und wohl auch
ohne Rechtsverstoß) vom Nutzer gespeichert werden kann. Das wird
niemandem schmecken, der in einer Welt lebt, die künstlich zwischen
Streaming und Download differenziert. Das Problem der rechtswidrigen
Weitergabe läßt sich vielleicht durch Wasserzeichen entschärfen, aber
ich fürchte, daß viel Mainstream-Content in der Kontrolle von
Hardlinern liegt, die selbst den Stream-Download für echt private
Nutzung als erhebliches Geschäftsrisiko ansehen.

> Aber das ist unerheblich für das laufende Wettbewerbsverfahren.
> Mein Ziel ist sogar eine dominante Stellung Freier Software,
> da sie Wettbewerb niemals so behindern würde, wie eine proprietäre Software
> mit dranhängenden Unternehmen es kann.

Der Wettbewerb sieht sehr anders aus. Es ist absolut neu, daß sich
jeder Veredler (nach seinen Kapazitäten) von vielen
Geschäftsentscheidungen seiner Zulieferer entkoppeln kann. Damit sind
die klassischen Modelle (nach denen z.B. ein Merger zwischen OpenJDK
und Classpath zu untersagen wäre) hinfällig. Ich zweifle aber, ob das
Wettbewerbshüter so sehen. In einigen Marktsegmenten mit erheblicher
Dominanz einzelner Hersteller ohne Veredlungskette (Ada-Compiler z.B.)
wäre das wohl nicht mal zu beanstanden.



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