[OT] FOSS-Revolution: Die Konkurrenz schläft nicht

micu micuintus at gmx.de
Fr Nov 7 22:37:25 UTC 2008


Hallo Hannes et al.,

Am Mittwoch, 5. November 2008 22:48:18 schrieb Hannes Hauswedell:
> Was genau möchtest du damit denn sagen?

eigentlich gar nichts :). Ich wollte nur einmal abseits von allem 
politischem / gesellschaftlichem über die Usability und Features freier 
Software sinnieren. Um genau zu sein war ich --- als ich die Email 
schrieb --- etwas betrübt, dass eine gute Freundin von mir, mit der ich schon 
viel über digitale Bürgerrechte (u.a. freie Software) diskutiert habe, die 
mir sogar schon beim Verteilen von FSFE-Flyern geholfen hat, sich so ein 
schickes neues Alu-Mac-Book gekauft hat; und ich sie nicht davon überzeugen 
konnte, sich z.B. ein Thinkpad zu kaufen, das Windows zu refunden und ein 
freies Betriebssystem darauf zu installieren.

Und um ehrlich zu sein: Dafür habe ich sogar durchaus Verständnis: Von der 
Usability-Seite gesehen ist so ein neuer Apple als Gesamtpaket jedem System 
mit freier Software --- trotz der enormen Fortschritte freier Software in 
diesem Bereich (was z.B. so ein Ubuntu mit Gnome inzwischen alles schon OOTB 
kann, ist einfach erstaunlich) --- einfach deutlich voraus. Das muss ich bei 
all meiner Liebe zu freier Software neidvoll zugeben... (dass Apple diese 
SW-Stabilität nur durch ihre kleine HW-Basis erreichen kann, ändert daran 
erst einmal wenig). Diese Freundin von mir *kann* und will nicht an ihrem 
System herumfriemeln, bis es das macht, was sie möchte, sondern sie will es 
kaufen und benutzen, mehr nicht.


> Kann ich mir beides nicht angucken, da ich freie Software verwende.

	cd /tmp/; wget http://video2.golem.de/files/1/1/1689/windows7livedemo0.flv; 
vlc windows7livedemo0.flv 

	cd /tmp/; wget  http://video.spiegel.de/flash/38598_996x560_VP6_928.flv; vlc 
38598_996x560_VP6_928.flv

:)


> Ein wesentlicher Aspekt, wenn nicht sogar DER wesentliche Aspekt der
> "Free-Software-Revolution" soll ja sein, dass Freie Software eingesetzt
> wird, nicht weil sie in allen Punkten besser ist als proprietäre Software
> sondern weil sie frei ist.

Selbstverständlich. Nur musst du eben bedenken, dass für einen Hacker die vier  
Freiheiten ein Feature sind, das er direkt spüren kann: Er *kann* die 
Software zu jedem Zweck verwenden, sie studieren, sie verändern und 
veränderte Versionen weitergeben.

Ein Endanwender hingegegen profitiert von den vier Freiheiten nur mittelbar 
und sie sind für ihn selten direkt spürbar. Natürlich musst man gerade diese 
Endanwender darüber aufklären, wie wichtig der großflächige Einsatz freier 
Software für die Gesellschaft ist, und deshalb sollen *natürlich* die FSFs 
*nicht* die Bildungs- und Lobbyarbeit einstellen und das Geld ins 
Programmieren stecken.

Aber der normale Nutzer lässt sich mit coolen Features im Gepäck und 
inbesondere einer hervorragenden Usability eben *sehr* viel leichter von der 
Wichtigkeit freier Software überzeugen :)


> Freie Software ist heute schon in der Lage die meisten Bedürfnisse zu
> befriedigen.

Keine Frage. In vielen Punkten ist freie Software der proprietären Welt 
featuremäßig sogar klar voraus ---- selbst in einigen Usability-Bereichen: 
Die Softwarepaketverwaltung, Kommandozeile (nun gut, die hat OSX inzwischen 
auch), ...

Aber es treten unter meinem GNU-System eben doch ab und an Frickelprobleme 
auf, die man einem normalen Endanwender einfach nicht zumuten kann.

Das größte Problem sind aber imho die "Windows-Power-User", die mit ihrem 
Halbwissen schon einiges unter Windows hinbekommen. Für die ist der Umstieg 
auf GNU oder *BSD ohne Freunde, die ihnen helfen können, quasi noch nicht 
leistbar. Für meine Mutter hingegen, die nur im WWW surft, Texte schreibt und 
Mails verschickt, funktioniert GNU/Linux genausogut oder -schlecht wie 
Windows. Außer, sie kommt mal wieder mit einer "Multimedia-CD-ROM" an, die 
ihr ihre Kollegin mitgegeben hat und die nur unter Windows läuft...

Sagen wir es einmal so: Es liegt manchmal an der Software selbst, oft aber 
auch an den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen. Für den Enduser 
spielt das aber oft keine Rolle, selbst wenn man ihn über die Probleme z.B. 
proprietärer Formate aufklärt und er sie versteht: Wenn sein Yotube unter 
Linux nicht geht, dann geht sein Youtube unter Linux nicht.


> Diese gilt es aufzubrechen, wenn wir Freier Software zum Erfolg in der
> Gesellschaft verhelfen wollen.

Das ist zumindest ein unverzichtbarer, sehr wichtiger Teil, keine Frage.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ein Kumpel von mir hat mich wieder aufgebaut. Er 
meinte, der Fortschritt freier Software sei so groß gewesen in den letzten 
Jahren und sie hätte so gut "aufgeholt" in vielen Bereichen, dass man hoffen 
kann, dass FOSS die proprietäre Welt irgendwann auch einmal featuremäßig 
überrunden wird :).

Viele Grüße, micu
-- 
GnuPG:		https://www1.inf.tu-dresden.de/~s3418892/micuintus.asc
Fingerprint:	1A15 A480 1F8B 07F6 9D12 3426 CEFE 7455 E4CB 4E80

<<</>>

https://wiki.c3d2.de/Benutzer:Micuintus
https://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Benutzer:Micuintus
_______________________________________________
fsfe-de mailing list
fsfe-de at fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de



Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de