Microsoft, FSF und mehr (war: Samba infiziert?)

Bernhard Reiter reiter at fsfeurope.org
Mo Mär 17 15:04:37 UTC 2008


On Saturday 08 March 2008 13:44, Florian Weimer wrote:
> >> Ich verstehe zwar, daß die Geldgeber der FSF ihr
> >> Managed-Services-Geschäft absichern wollen, aber das ging m.E. zu weit
> >> (weil es sich auch auf den CPE-Fall erstreckt, der die GPL-Pflichten
> >> nach sich ziehen sollte).
> >
> > Welche Klausel meinst Du? Ich denke nicht, dass die FSF irgendwie
> > Geschäft absichern wollte - Stallman ist moralisch integer.
>
> Ich habe nicht gesagt, daß die FSF hier willentlich einseitig Interessen
> bestimmter Unternehmen bevorzugt hätte (ich glaube auch nicht, daß das
> mittelbar die Verbreitung der AGPL fördern soll). Es ist nur etwas
> seltsam, das diese Klausel
>
> | You may convey covered works to others for the sole purpose of having
> | them make modifications exclusively for you, or provide you with
> | facilities for running those works, provided that you comply with the
> | terms of this License in conveying all material for which you do not
> | control copyright.  Those thus making or running the covered works for
> | you must do so exclusively on your behalf, under your direction and
> | control, on terms that prohibit them from making any copies of your
> | copyrighted material outside their relationship with you.
>
> so spät im GPLv3-Prozeß aufgetaucht ist. Auf der anderen Seite stellt
> das nur klar, was mit der GPLv2 schon immer praktiziert wurde.

Das scheint mir auch der Unterschied zwischen "Auftragsdatenverarbeitung"
und "Weitergabe" einer Anwendung zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass dies
in vielen Verträgen auch so schon ging. Was war denn die Begründung für diese 
Änderung? (Müsste eigentlich aus den Dokumenten ersichtlich sein.)

> >> Und dann ist noch das massive Eintreten der FSF für Interface-Copyright
> >> zu nennen. Als es um Apple & Co. und deren GUI ging, war es noch der
> >> Weltuntergang. Wenn es aber um noch weitaus schwieriger abzuwandelnde
> >> technische Schnittstellen geht, soll jetzt bitteschön das U.S.-Copyright
> >> ganz erheblich ausgeweitet werden (so daß der bloße Verweis auf ein
> >> geschütztes Werk dazu führt, daß das eigene zu einer Bearbeitung wird).
> >
> > Kannst Du mir hier auch schreiben, worauf Du Dich beziehst?
>
> <http://www.fsf.org/licensing/licenses/lgpl-java.html>
>
> Übertragen auf die GPL bedeutet dies, daß wenn in meinem Program ein
> "import org.gnu.readline.*" auftaucht, ich es unter der GPL verteilen
> muß.

Das lese ich aus dem Artikel nicht heraus.
Dort wird nur der Fall behandelt, wenn ich wirklich die Bibliothek 
readline.jar wirklich brauche und lade.

> Oder auch: <http://www.fsf.org/licensing/licenses/gpl-faq.html#GPLWrapper>

Auch dort geht es darum, das Module "C" wirklich gebraucht wird.

http://www.fsf.org/licensing/licenses/gpl-faq.html#GPLAndPlugins
zeigt, worum es wirklich geht:
Ist es ein abgeleitetes Werk nach dem Urheberrecht, bzw. Copyright in den USA.
Dabei kommt es auf die Art der Koppelung und Abhängigkeit an.

Wenn ich drei Bibliotheken haben, welche über eine Schnittstelle arbeiten
und zwar über dieselbe, dann ist die Abhängigkeit viel geringer.

> Es ist schon klar, daß das für das Copyleft bei einigen Programmen
> notwendig ist. Die FSF tritt aber an der Stelle für eine deutliche
> Ausdehnung von Urheberrechten auf Computerprogramme ein und droht damit,
> die ursprünglichen Ziele aus dem Blick zu verlieren.

Diese Absicht kann ich aus den obigen Beispielen nicht erkennen.
Richard Stallman hat sich auch mehrmals für eine Veränderung des Copyright 
eingesetzt. Dabei ging er in die andere Richtung.

> Es führt auch dazu, 
> daß bestimmte Funktionalität in die GNU-Flagschiffe nicht eingebaut wird
> (lange Zeit fiel die Serialisierung von ASTs aus GCC z.B. darunter, weil
> man befürchtete, daß proprietäre Werkzeuge diese Ausgabe verwenden
> könnten, um auf GCC aufzusetzen).

Soweit ich das verstanden hatte, ging es dabei um taktische Gesichtspunkte. 
Den proprietären Werkzeugen sollte es nicht zu leicht gemacht werden, von der 
Freien Software zu profitieren. Darüber wird immer wieder nachdacht und das 
finde ich auch richtig. Im Detail ist das natürlich diskutierbar wann, welche 
Software es wie leichter oder schwerer macht. Da habe ich auch mal eine 
andere Meinung zur FSF. Trotzdem finde ich gut, dass solche Aspekte mit 
einbezogen werden. Das ist aber ganz weit weg von einem "deutlichen" oder 
"massiven Eintreten" für den urheberrechtlichen Schutz von Schnittstellen.

Gruß,
Bernhard

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