Freie Software vs. Open Source

Matthias-Christian Ott ott at enolink.de
Do Mär 13 22:42:40 UTC 2008


Hannes Hauswedell <hannes at fsfe.org> wrote:

> Danke für den Beitrag.
> Ich sehe das ähnlich. Ich benutze Freie Software, aber habe aufgehört 
> Leute direkt zu nerven die von OpenSource sprechen. 

Das sollte man nicht. Diese Menschen muss man nerven.

> Nicht jeder assoziert OpenSource mit "Business und Anti-Freiheit". In 
> unserer Uni hat die FSI z.B. ein plakat:
> Open Source
> Open Mind
> Open Soceity
>
> Da geht es sehr wohl um Werte und nicht nur um "Wert" ;)

Trotzdem ist Open Source schon vorbesetzt und sollte in keinem anderen
Zusammenhang gebraucht werden.

> Aber, abgesehen von Begrifflichkeiten muss es natürlich Priorität sein, 
> die Menschen über ihre Rechte/Freiheiten aufzuklären. Und das geht 
> natürlich mit dem Begriff Freier Software besser.

Es geht einzig und alleine durch den Begriff Freier Software. Bei Open
Source geht es eben nicht um Freiheit, die ist eher ein kleines
Randprodukt in der Produktionsmaschinerie und Weltanschauung von Open
Source Beführwortern.
Guck dir doch IBM an, die ja gerne von ihrem Mix aus Open Source und
"commercial software" [1][2][etc.] lobpreisen. Deshalb verstehe ich auch
nicht, warum so viele Leute IBM immer als Musterbeispiel nehmen.

> Ein Gegenbeispiel zu oben: Ich wurde letztens erstaunt gefragt: Was der 
> Firefox ist auch so freie Software und offen und so?

Das ist man manchmal echt sprachlos und möchte weinen ;).

Nun ja, ich behaupte aber immer noch das Firefox Quelltext bei
empfindlichen Leuten Augenkrebs und geistige Verwirrung erzeugt ;).

> Tja, das hat Mensch dann vom Marketing :S

Allerdings.

> [...]
>
> > Hallo Matthias-Christian,
> >
> > > Außerdem sollte die FSF Europe
> > > Software einsetzen, die sich als Freie Software
> > > und nicht Open Source bezeichnet, um
> > > ein Zeichen zu setzen.
> >
> > das ist genau der Punkt, an dem für mich Ideale zu Ideologie,
> > Prinzipien zu Religion werden - zumal Mediawiki ja nicht unter einer
> > fragwürdigen freien Lizenz ala NPL steht, sondern unter _der_ freien
> > Lizenz.
> >
> > Ich bin der Überzeugung, dass wir bei dem Thema "Freie Software vs.
> > Open Source" zum Teil ein bisschen vorsichtiger sein sollten, dass
> > wir uns da nicht in einer falschen Ideologie verstricken oder uns
> > lächerlich machen. Ich weiß natürlich um die ganzen Probleme mit dem
> > Terminus "Open Source" (Konzentration nur auf die praktischen
> > Vorteile, irreführend, man hat sich bei der OSI mit Stallmanns Federn
> > bzw. denen der FS-Bewegung geschmückt ohne das deutlich zu machen,
> > usw.), aber es gibt da einen Punkt, den ich für sehr wichtig erachte:
> >
> > Viele junge Menschen lernen heutzutage freie Software über den
> > Begriff "Open Source" kennen - einfach weil er leider in den
> > Massenmedien weiter verbreitet als "freie Software" ist, und sie
> > benutzen diesen Begriff auch weiterhin, obwohl der Grund für sie
> > freie Software einzusetzen nicht nur praktischer Natur ist, sondern
> > auch oder sogar vornehmlich die *Freiheit*.
> >
> > Vielleicht ist es immer wieder einmal ganz gut, sich klar zu machen,
> > dass nur eine Minderheit von free Softies sich wirklich umfassend mit
> > den Konzepten freier Software beschäftigt und viele den Begriff "Open
> > Source" nicht mit Absicht oder gar böswillig verwenden, sondern weil
> > sie es einfach nicht besser wissen. Insofern: Nicht bekämpfen,
> > spalten und abgrenzen, sondern aufklären und bilden, warum der Term
> > "freie Software" besser ist - und die Gemeinsamkeiten suchen.
> > Vielleicht gibt es da ja mehr, als man anfangs glaubt. :)
> [...]

Um mich dazu noch mal abschließend zu äußern:

Um erfolgreich seine Ziele und Ideale durchzusetzen und sie nicht
verändern und gegen sich arbeiten zu lassen (wie es bei Open Source
Priestern wie Eric S. Raymond der Fall ist), sollte man seine Ideale
kohärent und verständlich darstellen, aber dabei immer radikal bleiben.

Dafür muss man Zeichen setzen. Man könnte z.B. die Entwickler über Open
Source aufklären und sie versuchen zu überzeugen, das würde Unwissen und
nicht "böse" Absichten abdecken und wirklich effektiv sein.
Lehnen diese das aber ab, dann sollte man sie boykottieren.

Ohne jetzt politisch interessiert zu sein oder politologisches Wissen zu
haben, behaupte ich mal, dass man sonst beispielsweise wie die SPD
endet (wenn man sich das mal von der Gründung an ansieht).

Tja, man kann sich halt aussuchen, was man will.

Mir kann auch niemand erzählen, dass man nicht mal, wenn man schon die
GNU GPL wählt (oder ähnliche Freie Lizenzen), über die Philosophie Seite
der FSF stolpert.
Es ist ja nicht so, dass es keine verständlichen Informationen gibt.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias-Christian

[1] http://www.ibm.com/ibm/governmentalprograms/ippatent.html
[2] http://www.ibm.com/ibm/governmentalprograms/ipossw.html





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