Weizenbaum: Wir gegen die Gier

Ingmar Redel virtualoffice at gmx.org
Do Mär 13 01:25:08 UTC 2008


Lieber Bernhard, liebe Mitlesende,

auch ich bin sehr betrübt, dass Joseph Weizenbaum verstorben ist.

Heute hatte ich mehrmals auf der Aktiven Liste des NFW die grundlegend 
nötige Gesellschaftskritik angesprochen und die Vision einer 
mitmenschlichen Gesellschaft.

Den Artikel "Wir gegen die Gier" von Joseph Weizenbaum, den du auf die 
FSFE Liste gesandt hast, möchte ich auch allen Leuten im NFW ans Herz legen:

<http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/664/151286/>

"Was wollen wir eigentlich?" war meine Frage.

Wir kämpfen gegen Monsanto, Microsoft und die Vorratsdatenspeicherung. 
Das muss gemacht werden und ist Teil des Prozesses. Aber was wollen wir 
eigentlich? Ist es nicht dies, dass wir uns eine mitmenschliche 
Gesellschaft wünschen, welche nicht auf Ausbeutung beruht, eine 
Gesellschaft in der Ressourcen gerecht geteilt werden und in der ebenso 
friedliebend auch das Tier- und Pflanzenreich geschützt wird?

Und ist es nicht das GRUNDLEGENDSTE ALLER GRUNDLEGENDEN Ziele einer 
mitmenschlichen Gesellschaft das folgende zu vertreten: das alle 
Menschen das gleiche Recht haben auf Nahrung, Kleidung, Wohnung, Bildung 
und medizinische Versorgung?

Oder wie Joseph Weizenbaum schreibt:

"Nichts wird unsere Kinder und Kindeskinder vor einer irdischen Hölle 
retten. Es sei denn: Wir organisieren den Widerstand gegen die Gier des 
globalen Kapitalismus.

Das Bewusstsein, dass alle Menschen Geschwister sind, muss den Zeitgeist 
ersetzen. Kooperation statt Konjunktur, Bescheidenheit statt 
unbegrenzter Konsum, Ehrfurcht vor dem Leben statt Roboter: Diese Ziele 
müssen unsere heutigen Werte ersetzen.

Würde die weltweite Gesellschaft nur vernünftig sein, könnte das bis 
heute erreichte Wissen der Menschheit aus dieser Erde ein Paradies machen."

Gestern kam ein Film zu Monsanto auf Arte. Er soll wahrlich schockierend 
sein, wie mir mehrfach berichtet wurde:

<http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697660,CmC=1939990,scheduleId=1932934.html>

Gier vs. Paradies auf Erden

Es ist deswegen Zeit, dass wir unsere eigentlichen Ziele formulieren und 
die Vision und das Ziel einer mitmenschlichen Gesellschaft in die Welt 
tragen. Nicht als Splitterwerk. Nicht als Organisationen. Sondern 
gemeinsam. Wir brauchen ein globales Umdenken. Wir haben das Internet. 
Wir können viele Menschen erreichen. Und wir können "die Hölle auf 
Erden" verhindern, wenn wir zur Vernunft kommen und uns gemeinsam dem 
eigentlichen Ziel widmen: eine mitmenschliche Gesellschaft aufzubauen 
und Kernanliegen davon global zu verbreiten.

Die Frage ist: Wie können wir das angehen? Denn alle bisheringen 
Versuche haben bislang - nichts oder viel zu wenig gebracht. Den Kopf in 
den Sand stecken können wir auch nicht. Also, was tun? Was sind die 
grundlegenden Werte einer mitmenschlichen Gesellschaft?

Dazu brauchen wir einen breiten, aufrichtigen und wohlwollende Dialog, 
um viele Menschen zu vereinen, zusammenzubringen. Gleichzeit darf es 
nicht im Haare spalten enden. Es muss bei ganz grundsätlichen Aussagen 
bleiben. Eben wie das Recht aller Menschen auf Nahrung, Kleidung, 
Wohnung, Bildung und medizinische Versorgung. Und durch das begonnene 
digitale Zeitalter müsste man vielleicht noch hinzufügen: "und Zugang zu 
einer freien digitalen Welt".

Wie auch immer: die Frage ist, ob wir weiter machen wie bisher oder ob 
wir uns wirklich fragen, was wir eigendlich wollen und was die 
Grundlegenden Werte und Ziele einer mitmenschlichen Gesellschaft sein 
sollten.

Ich denke wir könnten viele NGOs und Menschen in solch einen Dialog 
einbinden, mal über den Horizont zu schauen, das eigene kleine Ziel im 
Kontext des größten Ziels, einer mitmenschlichen Gesellschaft, zu sehen.

Alles Liebe
Ingmar






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