Freie Lizenzen mischen | license proliferation | ZFS im Linuxkern

micu micuintus at gmx.de
Sa Dez 6 16:52:05 UTC 2008


Hallo Marc,

Am Samstag, 6. Dezember 2008 09:26:57 schrieb Marc Manthey:
> kurze frage,  was macht man eigentlich wenn man inerhalb eines
> opensource softwareprojekt , 5 verschiedene  lizenzen hat ?

wie Sebastian schon geschrieben hat, ist das immer stark davon abhängig, um 
welche Lizenzen genau es sich handelt. Manche Lizenzen sind kompatibel 
zueinander, manche nur in die eine Richtung (z.B.: BSD ohne Werbeklausel -> 
GPL), manche freie Lizenzen leider auch gar nicht.

Eine gute Übersicht dazu findest du hier:

	<http://www.fsf.org/licensing/licenses/>


Leider gibt es eben auch den geradezu absurden dritten Fall, dass man zwei 
nach den Kriterien der FSF (und der OSI) freie Softwarestücke hat, man sie 
aber nicht zusammenpantschen kann - was meiner Meinung dem Gedanken freier 
Software zutiefst widerspricht.

Vielleicht müsste man an dieser Stelle tatsächlich überlegen, das Copyleft 
zugunsten der Kompatibilität ein bisschen zu schwächen, was die FSF ja z.B. 
bei der GPLv3 zugunsten der Kompatibilität mit der Apache-2.0-Lizenz schon 
getan hat - danke dafür! :) Denn ich sehe diese Inkompatibilität freier 
Lizenzen ("license proliferation") als eine große Gefahr für freie Software 
und die freie Kultur i.A. an.

Bsp.: Sun hat sein OpenSolaris-Betriebssystem unter der CDDL-Lizenz 
freigegeben, die von der FSF und der OSI als frei bzw. OpenSource anerkannt 
ist. Diese ist aber nicht mit der GPL kompatibel, weswegen man das coole 
ZFS-Dateisystem nicht in den Linuxkern integrieren kann. Das ist wirklich 
doof! Natürlich kann man hier mutmaßen, dass Sun dies bewusst getan hat, um 
ein Alleinstellungsmerkmal von (Open-)Solaris gegenüber dem deutlich weiter 
verbreiteten GNU/Linux zu haben. Andererseits gibt es in diesem Fall noch den 
großen Vorteil, dass Sun ganz alleine das Copyright an OpenSolaris hält und 
einfach eine Relizensierung vornehmen kann. Man stelle sich nur einmal vor, 
hier hätten schon tausende auf der Welt verteilte Menschen kontribuiert, die 
man nie wieder alle finden könnte, um sie um eine Neulizensierung bitten zu 
können. Und in der Tat denkt Sun darüber nach, OpenSolaris unter der GPVv3 zu 
veröffenlichen, aber es muss ja unbedingt der sture Linus darauf beharren, 
dass Linux GPLv2only ist ...


Eine vorläufige, pragmatische Lösung für das Problem: Eigene freie Software am 
besten immer unter der GPLv2+ oder der GPLv3+ oder einer GPL-kompatiblen 
Lizenz veröffentlichen :).


Viele Grüße, micu
-- 
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