Wasserzeichen statt DRM?

Matthias-Christian Ott ott at enolink.de
Fr Nov 30 19:21:52 UTC 2007


Bernhard Reiter <reiter at fsfeurope.org> wrote:

> On Thursday 29 November 2007 19:31, Bjoern Schiessle wrote:
> > Ich habe auch nicht gesagt, dass Wasserzeichen die gleichen Probleme wie
> > DRM haben. Meine Aussage war, dass man mit Wasserzeichen zwar die
> > Probleme von DRM löst, dafür aber evtl. andere Probleme schafft.
>
> Entscheidend wir sein, wie mit den Wasserzeichen weiter verfahren wird,
> wie einige schon richtig bemerkt haben: die Tatsache, dass sich ein Werk
> mit einem Wasserzeichen, was ich gekauft habe irgendwo im Internet findet
> beweisst nicht eindeutig, dass ich sie illegal weitergegeben habe.
> Die Frage ist, wer hat die Beweislast?
> Muss ich beweisen, dass ich es nicht war (was ich vermutlich nicht kann,
> sondern nur, dass ich es wahrscheinlich nicht war)?
> Oder muss der Ankläger beweisen, dass ich es war.

Ich schätze, dass du beweisen musst, dass du die Datei nicht illegal
weitergegeben hast. In den USA mussten (wenn ich mich nicht falsch
erinnere) die Angeklagten das auch selber beweisen.
Vor kurzer Zeit gab es doch auch in Deutschland eine Verwechselung der
IP-Adresse, da musste der Angeklagte das doch auch beweisen, oder?

Deshalb würde ich schätzen, dass eher gegen den Angeklagten entschieden
wird. Im Präventivstaat der Gegenwart ist das ja nicht selten, denn
erstmal sind ja alle schuldig, außer sie können das Gegenteil beweisen.

> Wenn mir nachgewiesen wird, dass ich die Kopie illegal weitergegeben habe,
> dann muss ich in einem Rechtsstaat die Konsequenzen im Zweifelsfall 
> vor Gericht ausfechten.
>
> > Das eigentliche Problem ist doch, dass sich unsere Welt verändert
> > hat. Durch die Digitaltechnik sind heute Wissen, Information,
> > Musik,... kein knappes Gut mehr sondern für jeden überall und jederzeit
> > abrufbar. Die Industrie versucht mit verschiedenen Mitteln diese
> > Knappheit künstlich wieder herzustellen. Das kann in meinen Augen aber
> > nicht funktionieren, man kann die Zeit nicht zurück drehen.
>
> So argumentiert auch Volker Grassmuck und - wenn ich mich richtig entsinne - 
> Lawrence Lessig, es wirft uns aber vor ein großes Problem,
> was Adrian klar aufgezeigt hat: 
> Irgendwie müssen die Produktionskosten wieder hereinkommen.

Ich finde die Modelle, die Richard Stallman in "Copyright vs. Community"
aufzeigt, sehr gut.

Das eine basiert auf freiwilligen Spenden. Stallman rechnet vor, dass
die Interpreten nur ein paar Prozent vom Gewinn bekommen und dass,
wenn jeder nur 1$ an den Interpreten spendet, der Interpret viel mehr
davon hat. Ich finde das eine wirklich gute Lösung. Die Leute spenden
und bezahlen für die Konzerte. Das hört sich fair an.
Einziger Nachteil: Die Musikindustrie wird arbeitslos und es gibt keine
Superstars mehr. Traurig, oder?
Man lösst also mehrere Probleme gleichzeitig und verbessert unsere
Gesellschaft.

> Selbst für Freie Software ist das nicht selbstverständlich
> und wir sind immer noch auf der Suche nach tragfähigen Finanzierungsmodellen
> in der breiten Masse.
>
> Wer also sagt: Alles muss kostenlos kopierbar sein, der muss aus meiner Sicht 
> auch bereit sein, die Arbeitsleistung zu entlohnen.

Ich denke, dass die Leute dass schon merken würden, wenn die Interpreten
alle nicht mehr singen, weil sie von Harz-IV leben müssen.
Künstler sollte man auch nicht aufgrund des Geldes werden, sondern
wegen der Kunst.

Und auch Software kann nicht industriell produziert werden und ist
irgendwie auch eine Art Kunst.

> Gruß,
> Bernhard
>
> -- 
> FSFE -- Coordinator Germany                                   (fsfeurope.org)
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