Welche Distribution (war: Freie Software Nachbarschaftshilfe)

virtualoffice at gmx.org virtualoffice at gmx.org
Fr Mär 16 17:13:23 UTC 2007


Lieber Bernhard,


> > Wir brauchen bedienbare und verständliche Geräte für jedermann. Es
> sind
> > Werkzeuge. Wer sich tiefer mit dem Werkzeug selbst auseinander setzten
> > möchte, kann und soll das gerne tun. Aber ich, als einfacher
> > Endverbraucher, brauche ein Werkzeug. Und das Werkzeug darf nicht mich
> > dominieren (wie heute zB oft die PC Desktops usw) und mich von meinem
> > eigentlichen Ziel, wozu ich das Werkzeug brauche, ablenken, sondern es
> muss
> > mir dienen, mich dort abholen, wo ich stehe. Und im Idealfall heisst
> das:
> > intuitive, semantische Bedienung.
> 
> Ich stimme zu, die Frage ist, wie da Ziel erreichbar wird.
> Gute Benutzbarkeit und Qualität ist wirklich aufwendig. Meiner
> Überzeugung 
> nach müssen wir uns also fragen, wo die Finanzierung dafür herkommt.


Richtig! Sehe ich ganz genauso!

Denn das Problem ist bei humanen Anliegen...

(ich nutze das Wort "human" oft, weil sicher verständlich ist, was ich mit human meine - ansonsten könnte ich sehr tief in die Definition von Mitmenschlichkeit und Humanität einsteigen, wobei human = menschlich, eigentlich gut und schlecht sein kann; ich meine aber eigentlich immer die positiven Auswüchse der Menschhlichkeit) 


... immer die Finanzierung. Es braucht Menschen, die an etwas gutem arbeiten, sich dafür engagieren und sich damit auch auskennen. Diese Menschen müssen aber auch etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf haben!

Und so ist es überall und entsprechend wenig fachlich qualifizierte Menschen gibt es, die ehrenamtlich arbeiten. Sind ganz, ganz rar. Ein Beispiel z.B.: Sprachen, Übersetungen. Aber dazu komme ich noch.

Zu der Finanzierung möchte ich daher zwei Ideen einbringen und wenn du daran interessiert bist, könnten wir das zusammen mit dem o.g. Ziel der Benutzbarkeit und Qualität von freier Software und der FSFE verbinden und nach tieferen Gedanken umsetzen.
 
Meiner Überzeugung nach ist das Konzept der ehrenamtlichen Arbeit, wie es heute meist verstanden wird, nicht rund. Warum? Weil nicht nachhaltig.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr viele Menschen gerne helfen möchten, doch die wirklich kostenlose Arbeit einfach nicht der richtige Weg ist, weil es etwas von "ausbluten" hat. Wenn man aus einem Topf immer weiter Wasser abschöpft, bleibt irgendwann nichts mehr übrig. Und um so schneller man es tut, um so schneller wird auch das ehrenamtliche burn out folgen.

Meiner These nach ist es generell besser, immer wieder etwas Wasser in den Top zu geben, so dass nie ein ehrenamtliches burn out entsteht und Menschen langfristig dazu befähigt werden, gutes zu tun.

Wenn jemand einen Stundensatz von 30 Euro hat und bereit ist, einen Teil seiner Arbeitszeit (z.B. eine Stunde am Tag) halbehrenamtlich für eine gute Sache zu wirken, beispielsweise mit einem Stundensatz von 7 bis 10 Euro, dann ist das schon grandios!

Das wäre ein Rabatt von 66% und mehr, gegenüber dem Marktpreis, welcher für Unternehmen, Verwaltung etc. ist und den sich humane Projekte niemals leisten können, es sei denn sie schwimmen in Millionen von Spendengeldern.


Da ich diesen Ansatz auch im Sprachenbereich mit einer int. Organisation umsetzen werde, würde ich gerne mit dir den gleichen Ansatz für unsere Anliegen umsetzen wollen. Das wäre dann so eine Art "Informatiker ohne Grenzen" für die Bedienbarkeit und Qualität von freien Softwaresystemen - könnte natürlich unter der FSFE laufen, da es ja dafür nicht extra eine neue Organisation braucht.

Dann gibts eine konkrete Zieldefinition und man geht weltweit auf die Suche nach Informatikern, die halbehrenamtlich für dieses Ziel mit einem reduzierten Stundenlohn wirken würden, z.B. eine Stunde am Tag oder 1 Stunde alle zwei Tage etc. Es wird sicher auch einige ganz junge Informatiker geben, die dafür den ganzen Tag arbeiten würden. Ok. Jeder wie er kann und mag, aber dann ist es eben kein ausbluten mehr, sondern nachhaltig.

Damit hätten wir die eigentlichen Kosten bereits um 50 bis 66 % reduziert und Informatikern die Möglichkeit gegeben, sich dauerhaft zu engagieren! 

Die restlichen 33 % müssten weltweit über Stiftungen, staatliche Stellen und Kleinstspenden aquiriert werden. Und wenn man den Leuten zeigt, was man da erreichen will, nämlich freie Softwaresysteme für Jedermann zugänglich zu machen, in dem man die Bedienbarkeit und die Qualität massgeblich erhöht, dann wird das auch die Stiftungen und staatlichen Stellen sehr ansprechen. Das entspräche genau dem, wofür ich mich in diesem Bereich engagiere!


Ich kann nur sagen: lass es uns tun! Ich schiebe das gleiche gerade im Sprachsektor an aus aktueller Notwendigkeit und es wird sehr gut aufgenommen.

Desweiteren überlege ich auch das Ziel der freien Software in ein internationales Projekt, an dem ich arbeite und was die ganze Gesellschaft betrifft, direkt mit einfliessen zu lassen. Ich glaube das man darüber den Menschen den Wert und das Ideal der freien Software innerhalb der digitalen Welt gut verständlich machen könnte und das "frei" eben nicht gleich "frei" ist.

Freeware ist nicht frei. Und genauso ist ein Anieter, der "freie" soziale Netzwerke anbietet, z.B. nicht frei. Im Gegenteil, es besteht eine grosse Abhängigkeit. FREI bedeutet jedoch vor allem auch: ohne Abhängigkeit!


Liebe Grüße
Ingmar






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