Wasserzeichen statt DRM?
Hannes Hauswedell
hannes at fsfe.org
Di Dez 4 13:59:10 UTC 2007
Am Montag 03 Dezember 2007 16:03:24 schrieb Adrian Bunk:
> On Mon, Dec 03, 2007 at 03:29:46PM +0100, Matthias Kirschner wrote:
> > Hallo Adrian,
>
Hallo Adrian,
> > Kurze Nachfrage: Meinst du, dass ein freischaffender Fotograf
> > genauso viel bzw. genauso wenig verdienen würde, wenn es gar kein
> > Urheberrecht gäbe?
>
> er wuerde viel weniger bis gar nichts mehr verdienen.
>
> Ich habe mich bei "freischaffender Fotograf" vielleicht falsch
> ausgedrueckt: Ich meine damit nicht den Fotografen um die Ecke der
> von Bewerbungs- und Hochzeitsfotos lebt (und fuer den das
> Urheberrecht nicht so essenziell ist), sondern Leute die ein halbes
> Jahr im Irak oder in Neuseeland unterwegs sind und die davon leben
> dass dabei zwei Dutzend gute Fotos herauskommen fuer die dann zum
> Beispiel eine
> Nachrichtenagentur oder eine Zeitschrift wie Geo gutes Geld bezahlt
> (egal ob die Fotos nachher verkauft werden oder er mit einem Auftrag
> oder als Angestellter unterwegs war).
Gerade im Bereich der Druckpresse, würde sich doch kaum etwas ändern:
1) mit Urheberrecht:
Fotograf geht in den Irak und macht Fotos, kommt zurück und zeigt sie
einer Zeitschrift, die das Recht kauft die Fotos zu veröffentlichen.
2) ohne Urheberrecht:
Fotograf geht in den Irak und macht Fotos, kommt zurück und zeigt sie
einer Zeitschrift, denen er dann hochauflösende Bilder verkauft.
Davon abgesehen, denke ich, dass die meisten - auch die
freiberuflichen - Fotografen, mit einem Auftrag in den Irak (oder
sonstwohin) geschickt werden. Die reisen also nicht einfach ziellos
durch die Welt und verkaufen dann ein paar Fotos. Diese Aufträge sind
oft Teil von Arbeitsverträgen, die dann übrigens über das
Urheberrecht/Copyright verhindern, dass die Person selber Ansprüche an
seinen Werken geltend machen kann (genauso wie du den Quellcode nicht
veröffentlichen darfst den du in der Firma schreibst als
Programmierer).
> > Naja, Leute gehen ja immernoch ins Kino.
>
> Aber ohne Urheberrechte hat der Kinobesitzer die Freiheit keinen
> einzigen Cent mehr an die Leute die den Film produziert haben abgeben
> zu muessen...
> > Besonders wenn der Film in den
> > Kinos rauskommt bevor er digital verfügbar ist.
>
> Auch wenn dann jeder Kinobesitzer die Freiheit hat den Film sofort ins
> Internet zu stellen?
Ja, aber wenn er ein Geschäft machen will, bedarf es ja auch Material,
dass er zeigen kann. Du wirst entgegnen, er könnte egoistisch und
gierig sein und kein Geld abgegeben. Das stimmt auch und im großen
Film- und Musikgeschäft gäbe es definitiv auch Veränderungen.
Wie man an von den P2P-Studien sieht, betrifft das Kopieren-statt-Kaufen
besonders die "ganz Großen". Anscheinend haben Hörer/Zuschauer
von "kleineren" Bands/Filmemacher, genug Sensibilität um ihre Künstler
zu unterstützen.
Die Gesellschaft wäre durch so eine Umstellung gezwungen sich
unmittelbar mit der Unterhaltungsindustrie auseinanderzusetzen.
Vielleicht würde dabei dann rauskommen, dass viele Konsumenten
der "0815-Medien", nicht bereit wären den Preis der Produktion zu
tragen, auch wenn es heißt das Produzenten dieser Musik/Filme dann
weniger Grundlage zum Produzieren haben. Naja, vielleicht muss dann
sogar ein "Topschauspieler" mit 1Millionen im Jahr auskommen statt mit
10Millionen pro Film. Vielleicht gibts dann weniger "Zlatkos"
und "Popstars", vielleicht sogar weniger "Britneys" und wie sie alle
heißen...
Kein Verlust in meinen Augen. Man sollte freiwillig bereit sein Kultur
zu fördern wenn man finanziell dazu in der Lage ist. Wenn man dazu
nicht in der Lage ist, sollte man deswegen nicht davon ausgeschlossen
werden. Wenn ein "Kulturproduzent" niemand findet der ihm freiwillig
Geld gibt, na dann kriegt er halt kein Geld!
Aber ich gebe zu, dass das Veränderungen sind, die gesellschaftlich
begleitet und vorbereitet werden müssten und nicht durch das einfache
Abschaffen von irgendwelchen Gesetzen laufen können.
> Kommunikation != urheberrechtlich geschuetzte Werke
Kommunikation = Informationsaustausch (lt. Wiktionary)
Wenn ich "urheberrechtlich geschuetzte Werke" in Form von Informationen
übertragen und austauschen kann, fallen sie unter den Begriff der
Kommunikation.
> Es geht bei der Debatte nicht um eine Weltrevolution
Es geht immer um *die* Weltrevolution ;)
--
Solidarische Grüße
Hannes
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