Handelsblatt-Artikel

Frank Heckenbach frank at g-n-u.de
Do Jul 7 18:16:29 UTC 2005


Christian Selig schrieb:

> Hallo zusammen,
> 
> nachdem das Handelsblatt im Allgemeinen recht fair und sachlich berichtet hat,
> kommt mir bei diesem Artikel das blanke Grauen:
> 
>   http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1064005
> 
> Die schlimmsten Passagen:
> "Die "Open source"-Anhänger wollen verhindern, dass die Großen der Branche wie
> Microsoft, Alcatel, Nokia und Siemens künftig patentrechtliche Monopole für
> ihre Produkte erhalten."
> "Patente seien ja schließlich auch ein Schutzinstrument zu Gunsten der Kleinen
> gegen die Riesen der Branche." (indirektes Zitat Lehne)
> "Gesteuert wird der Kampf um die Patentierbarkeit computergestützter Erfindungen
> von jener Bewegung, die sich der freien Software verschrieben hat."
> 
> Es handelt sich bei allen drei Zitaten um nachweisbare Lügen (Zitate 2 und 3)
> oder zumindest grob fahrlässige Fehldarstellung (Zitat 1), nicht um diskutable
> Meinungen.
> 
> Zu Wort im Artikel kommen Lehne und Würmeling, zwei absolute Pro-SWPAT-Leute.
> Der Redakteur, der diesen Artikel geschrieben hat, lässt das Handelsblatt wie
> ein Propagandabordell aussehen. Eigentlich schade.

Ich finde folgende Passagen sogar noch bemerkenswerter:

: "Was wir hier erleben, ist der beispielloseste Lobby-Krieg in der
: Geschichte der europäischen Institutionen", sagt Wuermeling.

Da kann es wohl jemand nicht vertragen, einmal nicht allein beim
Lobbying zu sein. Wirklich zu dumm, dass es darauf kein Patent
gibt. ;-) Aber es muss ja auch schwer zu verkraften sein, wenn die
Gegenseite mit einem Bruchteil des Etats offenbar die größere
Wirkung erzielt, und noch dazu ohne Lügen auskommt ...

: Dann schlägt der Schreiber verbal unter die Gürtellinie: "Zeigen Sie
: uns, dass Sie nicht korrupt sind, nicht nach der Pfeife der Konzerne
: tanzen."

Was soll daran jetzt unter der Gürtellinie sein, selbst abgesehen
vom Einzelfall? Dass es korrupte Politiker gibt, bestreitet wohl
niemand, und von seinem Abgeordneten zu verlangen, dass er nicht
korrupt ist, ist wohl das Mindeste, was man in einer Demokratie tun
sollte. Ach ja, in einer Demokratie ...

: Die Wortführer der Gegenseite hatten dieser Offensive bislang wenig
: entgegenzusetzen. "Die Industrie hat das Thema Softwarepatente lange
: Zeit verschlafen", räumt ein führender Lobbyist des BDI ein.

Oh je, was kann man dazu noch sagen?

Ja ja, schon schlimm, wie diese Open-Source-Hippie-Kommunisten mit
ihrem mächtigen Lobby-Apparat diese Anti-Softwarepatent-Richtlinie
eingebracht und dann jahrelang versucht haben, sie mit teilweise
illegalen Mitteln heimlich durchzuwinken, ohne der macht- und
mittellosen Großindustrie auch nur Gelegenheit zu geben, sich dazu
zu äußern. Oder wie war das noch gleich ...

Frank

-- 
Frank Heckenbach, frank at g-n-u.de
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