Satire zum "Geistigen Eigentum"

Christian Selig christian.selig at bnv-bamberg.de
Mo Sep 20 08:32:26 UTC 2004


Zitat von Bernhard Kaindl <bkaindl at ffii.org>:
> Man sollte den Begriff "Geistiges Eigentum" auch nicht in
> Anführungszeichen verwenden. Die Anfürhungszeichen machen
> nicht klarer was du eigentlich meinst.

Der Begriff ist ja wohl hinreichend definiert worden, wenn auch von "den bösen
Jungs".

> * Patente ?
> * Gebrauchsmuster ?
> * Copyright ?
> * Urheberrecht / Authorenrechte?
> * Markenrechte ?

Das wäre das, was man allgemein als "Geistiges Eigentum" betrachtet, zumindest
wäre meine Definition: Staatlich gewährte Monopole auf Ideen und Fakten der
Natur und deren Umsetzung ins Stoffliche zur Verhinderung von Konkurrenz,
Aufbau von Monopolen, Herstellung von Erpressbarkeit staatlicher Stellen,
Machtgewinn und Herbeiführung eines Marktversagens. Die WIPO kann das natürlich
"schöner" formulieren. ;-)

> * Geschäftsgeheimisse ?
> * Regionale Kennzeichungen ?
> * Pflanzenzüchtungen ?
> * Hab ich was vergessen ?

Ja, die letzten drei lassen sich wohl wirklich nicht unter "Geistiges Eigentum"
einordnen, da Geschäftsgeheimnisse rechtlich ganz anders geschützt sind und
Pflanzenzüchtungen stofflich vorhandene Dinge sind. Was meinst Du mit
"regionalen Kennzeichnungen"?

> Es scheint mir viel eher eine Satire auf "freies kopieren"
> zu sein, nicht auf freie Software. Aber vielleicht hast du
> das ja gemeint.

Ja, wohl eher.

> Um noch einen Beitrag zu liefern, z.B. Softwarepatente
> (und vielleicht auch anderes) koennte mit "Protektionismus"
> in Verbindung gebracht werden, im englischen sit die
> Argumentation von Patentbefürwortern auch "we need protection"... :-)

Die alpha-Tierchen der Wirtschaft bezahlen die alpha-Tierchen der
Rechtsgesellschaft, um sie vor allen Tieren in der Hierarchie dazwischen zu
schützen und jegliche Konkurrenz zu unterdrücken. Einmalig in der Natur...

> Alles klar?

Danke, ich beschäftige mich seit Jahren damit.

> Beide Texte sind etwas länger und laden zum Nachdenken ein, nur soviel
> von mir: Auch wenn ich gegen Softwarepatente bin ("freier Markt..",

Ein Markt ist definiert als "Gruppen potenzieller Käufer oder Verkäufer einer
bestimmten Ware oder Dienstleistung" (L.Gregory Mankiw, Principles of
Economics,  letzte Auflage). So stellt sich die Frage, was eine "Ware" ist. Ich
verbinde damit eigentlich reine Physikalien. Patente sind ein _Eingriff_ in
einen freien Markt der Ideen, der vielleicht für Ideen über Stoffliches noch
begrenzt funktioniert, aber bei Logikalien vollends versagt.

> bin ich trotzdem für "Protektionismus" z.B. bei der klaren Kennzeichnung
> von Lebensmittelbestandteilen

Das würde ich persönlich nicht mit Protektionismus verbinden, das ist die
Forderung eines Staats nach Transparenz. Und der Staat sind wir, zumindest in
der Theorie.

> - Jaja, sowas wird von den USA heute
> ganz offensichtlich bei der WTO bei der EU-Vorschrift über die Kennzeichung
> von Gen-Produken als Angriff gegen den Freihandel verstanden und
> vor das WTO-Tribunal gebracht!)

Bald auch "Freihandels-Kriegsverbrechertribunal" genannt. Höchststrafe:
Stahlzölle, Putsch die die WTO-eigene Geheimpolizei und beim "Monopoly mit
Scheichs"-spielen eine Runde aussetzen. *duck*

Grüße, Christian





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