Software: "Novell schwächt die Kommission" - FAZ.NET - Wirtschaft

Matthias Kirschner mk at office.fsfeurope.org
Di Nov 23 12:10:22 UTC 2004


FYI:
Zwar nicht ganz perfekt aber ganz ok:

http://www.faz.net/s/Rub3E022E9C248F4E4A826CFF71F3383A63/Doc~E348EE2F7B6D64E68ABAF4D9496D7125A~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Software
"Novell schwächt die Kommission"

21. November 2004 In den Augen der Anhänger der sogenannten Freien
Software hat der amerikanische Softwarekonzern Novell mit der
außergerichtlichen Einigung in seinem Rechtsstreit mit dem
amerikanischen Softwarekonzern Microsoft einen schweren Fehler gemacht.
"Das ist eine bedauerliche, aber auch eine kurzsichtige Entscheidung von
Novell", sagt Georg Greve, Präsident der Free Software Foundation Europe
(FSFE). Im Zuge der Vereinbarung mit Microsoft hatte sich Novell jüngst
aus dem Wettbewerbsverfahren der Europäischen Kommission gegen Microsoft
zurückgezogen, das das Unternehmen vorher intensiv unterstützt hatte
(F.A.Z. vom 9. November). Die Kommission hatte Microsoft auch deshalb im
März zur Zahlung von 497 Millionen Euro und zur Änderung seiner
Geschäftspraktiken verurteilt. Microsoft geht jedoch gerichtlich gegen
diese Entscheidung vor. "Und der Rückzug von Novell schwächt nun die
Position der Kommission bei Gericht erheblich", sagte Greve im Gespräch
mit dieser Zeitung. Die Kommission werde es sich deshalb künftig wohl
gut überlegen, Novell in vergleichbaren Fällen noch einmal zur Seite zu
springen.


Das Engagement der FSFE in dem Verfahren werde durch den Schritt von
Novell zwar nicht berührt. Doch müsse sich Novell auch vorwerfen lassen,
von der Arbeit der übrigen Microsoft-Kritiker wie unter anderen der FSFE
profitiert zu haben. "Sonst wäre es wohl nicht zu der von Microsoft an
Novell gezahlten Summe von 536 Millionen Dollar, sondern zu einer
geringeren Zahlung gekommen", sagte Greve. Die FSFE und ihre Partner
kämpfen allerdings einen - zumindest auf wirtschaftlicher Ebene -
ungleichen Kampf: Die FSFE ist eine gemeinnützige, regierungsunabhängige
Organisation, die zu einem großen Teil über Spendengelder finanziert
wird.


Microsoft hingegen verfügt über eine große Rechtsabteilung und
erhebliche finanzielle Mittel, die es ermöglichen, mit Gegnern, die des
Streitens müde werden, zu außergerichtlichen Einigungen zu kommen. Zum
Beispiel hat Microsoft im vergangenen Jahr einen Streit mit dem
amerikanischen Medienkonzern Time Warner um das Internet-Zugangsprogramm
Internet Explorer mit einer Zahlung von 750 Millionen Dollar
abgeschlossen. Time Warner hatte zuvor Netscape gekauft. Das Unternehmen
hatte mit seinem Zugangsprogramm Navigator in der Frühphase das Internet
beherrscht, wurde aber von Microsoft mit höchst umstrittenen Methoden
aus dem Markt gedrängt. Heute ist Netscape quasi bedeutungslos. Im
Frühjahr 2004 einigte sich Microsoft zudem mit seinem Erzrivalen Sun
Microsystems, was Microsoft 1,6 Milliarden Dollar kostete. Noch nicht
ausgestanden ist hingegen der Streit mit dem Softwarekonzern Real
Networks um Musik- und Videoabspielprogramme.


Greve ist trotz dieser juristischen Fortschritte von Microsoft aber
grundsätzlich davon überzeugt, daß die Zeit gegen das Modell der
proprietären Software arbeitet.


"Freie Software ist inzwischen in jedem Unternehmen vorhanden", sagt
Greve. So beruhe die Funktionsfähigkeit des Internets über den hohen
Marktanteil des sogenannten Apache-Webservers, eines Netzwerkrechners,
der Internetseiten bereitstellt, zu einem großen Teil auf Freier
Software. Hinzu komme der immer häufigere Einsatz des
lizenzgebührenfreien Betriebssystems Linux in Kommunen und Unternehmen.
"Die Kosten sind dabei aber nicht der entscheidende Punkt", sagt Greve.
Vielmehr gehe es um die Freiheit in der Informationsgesellschaft und
damit um die Möglichkeit für Europa und andere Regionen der Welt, sich
endlich auch auf dem bisher von amerikanischen Unternehmen dominierten
Gebiet der Software wieder Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. "Die Freie
Software hat in Europa einen echten Stellenwert", sagt Greve. Zum
Beispiel stamme der größte Entwicklungsanteil am sogenannten Kernel,
einer Art Programmkern von Linux, von deutschen Programmierern.


Diesen Vorteil könnte Europa in Greves Augen aber verspielen, wenn es
tatsächlich dazu komme, daß in Deutschland und seinen Nachbarländern
einheitliche Softwarepatente eingeführt werden, was bisher von der
Europäischen Kommission und dem Europäischen Rat angestrebt wird. Auch
hierüber ist der Streit, ebenso wie im Kartellverfahren mit Microsoft,
noch lange nicht beendet - und für die FSFE und ihre Spender gibt es
deshalb noch eine Menge zu tun.


Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2004, Nr. 273 / Seite 15
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