[Fwd: Re: ?Oekonux Projekt?]

Stefan Meretz stefan.meretz at hbv.org
Sa Mär 9 18:41:15 UTC 2002


Bernhard Reiter wrote:

>>Ich verdien' da nämlich meine Brötchen. 
>>Denn noch haben wir eben keine 
>>GPL-Gesellschaft, in der die "Brötchenfrage" analog zur Freien Software 
>>gelöst wäre;-)
> 
> Eine solche Analogie ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

So einfach ist es nicht.

> Bei Freier Software geht es im Freiheit, nicht um Entgeldlosigkeit.

Ack

> Informationen unterscheiden sich hier signifikant von physisch
> anfassbaren Gegenständen. Informationen lassen sich verlustfrei
> kopieren und weitergeben. Brötchen nicht.

Ack

> Wenn Du vorschlägst auf Grund der immensen Wirtschaftsproduktivität 
> ein Grundgehalt für jeden vorschlägst, dann ist dass vielleicht
> eine interessant politische Frage. Diese ist jedoch völlig seperat
> von Freier Software und besonders der GNU GPL. 

Ack

> Auch wenn Du es vielleicht als Scherz gemeint hast.

Es war ein Augenzwinkern dabei, kein purer Witz. Es hat einen Kern...

> Das Missverständniss muss ich doch aufklären, weil wir noch genügend
> Menschen den Unterschied zwischen materiellen Gütern und Logikalien
> begreifbar machen müssen. Scherze verwirren da oft mehr.

Der Unterschied zwischen stofflichen und informationellen Gütern ist 
wichtig. Aber bedenke folgendes:

- das Copyleft verhindert Knappheit, und Knappheit ist Vorausetzung für die Warenform.

- Freie Software ist damit faktisch "wertlos", keine Ware (nur ein Gut), 
obwohl Copyleft "is about freedom not about price"
- das "wissen" alle, die trotzdem Geld mit FS machen wollen, weswegen 
sie etwas Knappes mit der an-sich unknappen Software verbandeln 
(Service, Hardware etc.)

Nun geht die "Analogie" los:

- der informationell-algorithische nimmt zu Lasten der 
stofflich-operativen Aspekts in der Güter-Produktion immer mehr zu
- all diese Informationen (Wissen etc.) sind eben auch kopierbar und 
können grundsätzlich durch Copyleft entknappt, also entwertet werden
- deswegen gibt es auch freie "Hardware"-Projekte, bei denen eigentlich 
"nur" der informationelle Anteil befreit wird.


Mein Fazit also: Auf der platten Oberfläche geht es nicht um 
"Entgeldfreiheit", schon deshalb, weil die GPL explizit was anderes sagt 
(Gebühren...). Aber die Wirkung ist faktisch eine Entwertung, eine 
Befreiung vom Wert. Das mag man schlecht finden, weil man FS dann nicht 
verkaufen kann. Ich finde es aber gut, weil es neue Perspektiven 
jenseits von Kaufen und Verkaufen aufmacht. Hätte RMS "verkaufen" im 
Sinn gehabt und nicht Freiheit, dann hätten wir heute nicht das 
GNU-Projekt (Freie Software aber schon, da bin ich ziemlich sicher).

Ciao,
Stefan

-- 
     Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
     Internetredaktion
     Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin
-- 
     mailto:stefan.meretz at verdi.de
     maintaining: http://www.verdi.de
     private stuff: http://www.meretz.de
-- 







Mehr Informationen über die Mailingliste FSFE-de