Interessanter Thread auf suselinux at suse.com

Thomas Templin thomas.templin at epost.de
Do Apr 11 11:44:37 UTC 2002


Hallo alle miteinander.

Ich erlaube mir mal einen wie ich finde interessanten Thread der 
gerade auf der SuSE-Linux Liste angefangen wurde hierher zu posten.
Alle die sich mit den Zielen der FSF auskennen und mit Argumenten 
nicht verlegen sind sind von mir herzlichst eingeladen sich dort zu 
beteiligen.
Wäre doch gelacht, wenn man daraus nicht einen megaThread machen 
könnte. Also alles an die Tasten und auf die Plätze fertig los 
*lach*
Ach ja, fast hätt ich's vergessen anmelden geht mit:
http://www.suse.de/de/support/mailinglists/
und dort der Punkt: 
suse-linux 
 Diskussionen rund um SuSE Linux (deutsch) 

Tschüss,
Thomas

Part 1
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Re: OT: Warum gibt's dies und das nicht für Linux? ( was: Linux 
Alternative zu MS Projekt ??)
Datum: Thu, 11 Apr 2002 09:06:52 +0200
Von: Marten Feldtmann <marten at phoenix-edv.netzservice.de>
 An: linux at keen-web.de
Kopie: suse-linux at suse.com

 Das wird mehrere Gruende haben (wir sind auch ein Software-Haus):

 1) Softwareerstellung ist teuer und muss verkauft werden. Ich sehe 
    z.Z. nur einen sehr begrenzten Markt fuer Client-Software unter
    Linux - und damit lohnt es sich nicht, Software fuer Linux zu
    schreiben. Das kann man mit OS/2 damals vergleichen.

 2) Portierbare Software muss vorher entsprechend designed werden, 
    damit sie portierbar ist - das wird nicht billiger.

 3) Die Kunden wollen nicht unbedingt "Portierungen", sondern native
    Anwendungen (Problem OS/2 mit Portierung von 
Windows-Anwendungen),
    die die Vorteile des jeweiligen Betriebssystemes ausnutzen.

 4) Die Bereitschaft fuer Software Geld zu bezahlen moechte ich in 
der
    Linux-Gemeinde als nicht sehr hoch einschaetzen.

Diese ganzen Ueberlegungen moechte ich nur fuer den Client-Markt 
gelten
lassen - im Servermarkt kann das alles ganz anders aussehen.
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und meine erste Antwort darauf, ich hab mir gedacht besser ich als 
erst einmal keiner :)
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Donnerstag, 11. April 2002 09:06 Marten Feldtmann wrote: 
> Das wird mehrere Gruende haben (wir sind auch ein Software-Haus):
Ah, ja. Aber ohne ein vernünftiges Konzept für das neue Feld der 
OpenSource Software, wie ich einmal vermute.

>  1) Softwareerstellung ist teuer und muss verkauft werden. Ich
> sehe z.Z. nur einen sehr begrenzten Markt fuer Client-Software
> unter Linux - und damit lohnt es sich nicht, Software fuer Linux
> zu schreiben. Das kann man mit OS/2 damals vergleichen.
Da könnte ich aus der Sicht der FSF sicherlich einiges an triftigen 
Gegenargumenten liefern :)
Du schilderst hier meines Erachtens eher das Problem der nicht 
vergleichbaren Art und Weise der Entwicklung aus der Sicht eines 
reinen Programmier Hauses, die für deinen Fall sicherlich 
stichhaltig ist.
Aber gerade das Prinzip der verteilten Produktion und das der eher 
an genossenschaftliche Prinzipien erinnernde finanzieren der 
Erstellung sind für kleinere Unternehmen ein Weg sich sehr 
kostensparend eine "eigene" Software Abteilung zu leisten.
Ich könnte dir einige Beispiele von kleinen und mittelständischen 
Unternehmen liefern, die sich direkt an der finanziellen 
Unterstützung von OpenSource Programmierern und damit deren 
Projekte beteiligen. 
Das es für ein Unternehmen wie deines hakt ist eher dem Umstand zu 
verdanken, dass es nicht in das kurzfristige Denken der 
Gewinnmaximierung eines auf die bisherigen Vertriebswege fixierten 
Unternehmens abbildbar ist.
Als Beispiel mag zum Beispiel TheCompany mit ihrem Kivio dienen, 
die leben recht gut mit dem OpenSource Prinzip.

>  2) Portierbare Software muss vorher entsprechend designed
> werden, damit sie portierbar ist - das wird nicht billiger.
Na, das Argument in Zeiten der Eierlegendenwollmilchsäue von CASE 
Tools und mitlerweile für alle Plattformen verfügbaren Libraries 
ist aber doch wohl überholt, oder nicht. Das es komplexer ist für 
mehrere Betriebssysteme auf einmal zu programmieren das ist zwar 
richtig aber man kann auch etwas anderes einsetzen als nur M$ 
Visual C oder ähnliches.

>  3) Die Kunden wollen nicht unbedingt "Portierungen", sondern
> native Anwendungen (Problem OS/2 mit Portierung von
> Windows-Anwendungen), die die Vorteile des jeweiligen
> Betriebssystemes ausnutzen.
Ob es sich bei einer Anwendung um eine Portierung oder einer 
nativen Anwendung handelt ist den Unternehmen so ziemlich schuppe. 
Erst einmal sind da die Anforderungen an die benötigten Leistungen 
einer Anwendung und das hat nichts mit portiert oder native zu tun. 
Würde man deiner argumentation folgen, dann würde es keinen Bedarf 
für StarOffice oder ProEngineer oder M10 oder ...
geben und das willst Du doch wohl nicht im Ernst behaupten :)

>  4) Die Bereitschaft fuer Software Geld zu bezahlen moechte ich
> in der Linux-Gemeinde als nicht sehr hoch einschaetzen.
Ich glaube da werden jetzt Äpfel mit Birnen verglichen.
Ein Unternehmen ist sehr wohl bereit Geld in seine IT-Umgebung zu 
investieren. Nur möchte ich mal behaupten, dass es den meisten 
Unternehmen egal ist, ob sie für eine Anwendung -die funktioniert- 
oder für die Dienstleistung das ganze am laufen zu halten bezahlt. 
Der Vorteil der Finanzierung über die Dienstleistung des Betriebes 
einer IT-Umgebung hat gerade für klein und mittelständische 
Unternehmen den Vorteil, dass es sich weitaus besser in eine 
längefristige Abschreibungs-Strrategie integrieren lässt, als 
kurzfristige horrend hohe einmalige Kosten. Die Erstellung von 
Software und die Ertragserwirtschaftung nur aus dem Verkauf 
derselben ist meines Erachtens in etwa mit der "Kistenschieberei" 
der grossen Linux Distributoren vergleichbar. Nicht zuletzt SuSE 
hat sich mitlerweile von "Kistenschieber" zum Dienstleister 
entwickelt und damit -wenn man den Publikationen der Presse glauben 
darf- noch gerade einmal vor dem Untergang gerettet.

> Diese ganzen Ueberlegungen moechte ich nur fuer den Client-Markt
> gelten lassen - im Servermarkt kann das alles ganz anders
> aussehen.
Wie schon gesagt, meiner Meinung nach liegen die von dir 
geschilderten Probleme ehr in einer nicht auf den Bereich der 
OpenSource abbildbaren Geschäftsmodelles als in der Problematik des 
nicht vorhandenen Bedarfes. 
Ich gebe ohne weiteres zu, die Umstellung auf ein OpenSource Modell 
ist für einen Hersteller von Software ein sehr grosser 
Paradigmenwechsel der mit den bekannten Konversionsproblemen bei 
einer neuorientierung eines technologischen Bereiches vergleichbar  
und der mit einigen grossen Stolpersteinen gepflastert ist. Aber 
eine solche Neuorientierung kann durchaus für euer Unternehmen ein 
zusätzliches Standbein sein, das zukünftige Absatzwege und Modelle 
parallel zu bisherigen eröffnet.

Bei Problemen und nötigen Hilfestellungen,
fragen sie die FSF-Europe oder einen etablierten Hersteller von 
OpenSource Software.
*grins* der Satz musste noch sein

Wo ich dir allerdings voll und ganz recht geben muss ist der 
Umstand, dass der/die normale Anwender von einem Linux 
Betreibssystem in der letzten Zeit immer weniger bereit ist auch 
etwas in den Erhalt derselben zu investieren. Die meisten sind der 
Meinung OpenSource finanziert sich ja bereits über die Summen, die 
grosse Unternehmen wie IBM... SuSE... und andere zur Verfügung 
stellen. Das ist für die Zukunft eine Einstellung die sich unter 
Umständen verheerend auf die OpenSource Bewegung auswirken kann.
Abgesehen von dem Umstand, dass der Anwender sich damit wieder den 
sogenannten "Global Players" wie IBM, HP, SUN und anderen 
ausliefert, die nicht gerade für ihre Mildtätigkeit und ihren 
Respekt vor kleineren Unternehmen die sich in ihrem Segment mit 
betätigen bekannt sind, besteht vor allem die Gefahr zukünftige 
Anwendungen nur noch nach den Bedürfnissen die diese Untenehmen 
vorgeben entwickelt werden und das ist bestimmt nicht immer im 
Sinne des privaten Anwenders.
Ich sehe die Problematik der fehlenden Motivation der Anwender und 
auch der fehlenden etablierten Geschäfts-Modelle, gerade für 
kleinere, Softwareschmieden die am Markt bestehen wollen auch und 
die FSF versucht dies für beide Seiten akzeptabel unter einem Hut 
zu bringen. 
Als kleineres Software Unternehmen kann gerade das angestrebte neue 
Europäische Patentrecht in Bezug auf die patentierbarkeit von Code 
in kurzer Zeit das aus bedeuten und dann ist es sicherlich von 
Vorteil bereits ein auf einem anderen Geschäftsmodell basierendes 
Standbein zu haben. Schliesslich vertritt die FSF weltweit die 
Rechte und dann wohl auch die Patente an den GNU (OpenSource) 
Projekten.
Siehe auch. http://www.fsf.europe.org

Tschüss, 
Thomas
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