Bankkontenmodell

Reinhard Wiesemann r.wiesemann at villa-vogelsang.de
Mi Aug 29 08:00:54 UTC 2001


Hallo Ralf,

> 
>> Ich finde es besser, ein Konto pro Thema zu machen, weil es handhabbarer und
>> übersichtlicher wird. Außerdem finde ich den "Jackpot-Effekt" wichtig. Die
> 
> Den "Jackpot-Effekt" hat man doch nur dann, wenn man eine
> riesige Summe nennen kann, die für freie Software gespendet
> wurde.Die Unterteilung kann man doch mit für die Öffentlichkeit
> unsichtbaren Unternkonten machen ? Oder??
Das kann man überlegen, so ginge es wohl auch.


> Das ist aber ganz schön optimistisch, willste dich auf die
> Kettwigerstraße stellen und für die Anzeigen in der Ct sammeln -
> oder was willste machen?? Außerdem brauchst du eine Agentur -
> oder biste selber n Satz und Druck und Werbeprofi????
das kann ich gut selbst machen


>> 
>> 1/4s in der ct kostet 1.325 Euro und wir bräuchten sie nur alle 3 Monate.
> 
> Das ist nur 1/4 Seite. Ich dachte an 1/1 Seite 4c mit Satz und
> Agentur. Rechnen wir einfach linear: 1.325 * 4 *4*2 = 40.000 DM
> ohne Agentur (sogar 42.400 DM ) ich bin richtig gut im schätzen.
> Aber wenn natürlich 1/4 Seite genügt ????
ja. Mir ist klar, daß Du 1s 4c mit allem Drum und Dran angesetzt hast. Aber
das ist nicht nötig.


>> 
>>> Warum soll das Geld an die Programmierer verteilt werden? Sollte
>>> man das Geld nicht viel mehr für die Weiterentwicklung von Linux
>>> allgemein einsetzen??? Gibt es da nicht tausende von
>>> Möglichkeiten???
>> Nach meiner Einschätzung ist Branchensoftware im Moment der Pfad, auf dem
>> Linux am schnellsten weitere Verbreitung finden kann.
> 
> Das ist falsch - der schnellste Weg sind richtig gute Spiele !!!
ok, diesen Weg sollen dann bitte andere Leute ausprobieren.

> 
> 
> Denn Branchensoftware
>> wird schon immer von kleinen Softwarehäusern oder sogar von
>> Einzelprogrammierern erstellt, sie hat genau abgegrenzte Anforderungen und
>> den Anwendern ist es völlig egal, was außerhalb dieser Anforderungen
>> vielleicht _nicht_ möglich ist. Wenn wir einem Arzt ein funktionierendes,
>> abgenommenes System liefern, dann fragt der nicht, welche 3D-Spiele denn
>> wohl darauf laufen und wie gut das Office-Paket denn im Vergleich zu anderen
>> ist. Sobald _seine_ Arbeit erledigt wird, ist er zufrieden und diesen
>> Zustand kann man mit viel weniger Aufwand erreichen, als es bei allgemeinen
>> Computer (Desktop-) Anwendern der Fall ist. Die normalen User wollen viel
>> viel mehr als die Leute, die Branchensoftware einsetzen.
> 
> Das ist richtig, aber warum sollen sich Programmierer, die in den
> Branchen bereits tätig sind selbst ein Bein stellen indem sie das
> Produkt das sie im Moment teuer verkaufen als freie Software allen
> zugänglich machen - für nix ????
nicht für nix, sondern für einen ganz ansehnlichen Betrag. Aber hier bewegen
wir uns wieder im Reich der Spekulation. Ich weiß nicht, wieviel Geld
zusammenkommt, Du weißt es auch nicht.

> 
> 
>> 
>>> 
>>> Außerdem klingt das so als hätten die 5 Typen hinterher ne goldene
>>> Nase und die Welt geht leer aus??
>> ja! Genau das finde ich richtig!
> 
> Ich glaube, du hast überhaupt keine Vorstellung davon was ein
> solcher Programmierer in fünf Jahren in der freien Wirtschaft
> verdienen kann. 
Wieder diese Spekulation (darüber, wie sehr die auf mich gemünzte zweite
Spekulation dieses Satzes in die Irre geht, lasse ich mich jetzt mal nicht
aus). Du glaubst einfach ganz fest daran, daß da wohl nicht genug Geld
zusammenkommt. 

Außerdem herrscht da ein Mißverständnis: Jedes Projekt soll auf 5 Jahre
begrenzt sein, danach greift der Mechanismus der automatischen Auszahlung
der _Restbeträge_ auf dem Konto. Das heißt nicht, daß die Programmierung 5
Jahre dauern soll. Sie kann in 12 Monaten abgeschlossen sein und dann
bekommen die Programmierer bereits das Geld von den Förderern, denen ihre
Arbeit gefällt. Oder sogar schon früher, wenn sie irgendwen überzeugen, daß
das sinnvoll ist.

>Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du mit den
> Nutscherln auch nur einen Profi locken kannst, da musst du schon
> das fünffache bieten.....(das ist inkl. aller Tantiemen und
> Altersvorsorgen etc. pp. das was ein gestandener Programmierer
> nach fünf Jahren Arbeit wert ist)
's ist immer das gleiche: Du bist felsenfest davon überzeugt, daß nicht
genug Geld zusammenkommt und beleuchtest das daraus Resultierende von allen
Seiten. 

Natürlich darfst Du so vorgehen und wenn man einen Weg einschlägt (oder auch
nicht), dann tut / unterläßt man das ja gerade, weil man von einem
bestimmten Ergebnis überzeugt ist. Und man macht immer wieder die Erfahrung,
daß man ganz viele neue Dinge nicht oder nicht-so oder nicht-sofort klappen:
Wer Neues startet, muß eine Technik haben, mit der gewaltigen Fehler- und
Mißerfolgsquote zu leben, die damit verbunden ist. Für mich besteht eine
bewährte Lösung ganz einfach darin, die Sache finanziell auf möglichst
niedrigem Niveau zu starten, also möglichst wenig Kosten zu machen.

Das ist wie beim Wanderer, der mit einer Feldflasche Wasser durch die Wüste
geht. Wenn er meint, er müßte gleich zu Beginn unbedingt duschen, dann
scheitert er bzw. er wird wegen dieser Überzeugung gar nicht erst losgehen
(wenn er klug ist). Wenn er die Vorräte aber gut einteilt, dann schafft er
es bis zur nächsten Oase. Auf diese Weise kann man sich trauen, Dinge
anzufangen, von denen man selbst überzeugt ist, die aber auch scheitern
können (siehe Deine Überzeugung). Deshalb die 1/4s-sw-Anzeigen und der
minimale Overhead dieser Struktur.


> 
> Meinerseits war das nur ein Scherz, darüber, dass jeder der da
> mitmacht sowieso für umsonst einsteigt und daher erst mal klar sein
> sollte, dass das Geld anderen Zwecken zugeführt wird - ist doch
> sowieso so wenig!!
siehe oben

> 
> 
> Wenn bei dem System fünf richtig gute
>> Ärzte-Programme als freie Software herauskommen, dann haben die
>> Programmierer dafür auch richtig viel Geld _verdient_.
> 
> Das ist wirklich sehr relativ ! Jemand der jetzt im Branchenzirkus voll
> dabei ist hat dann nicht das verdient, was er jetzt verdient und hat
> sich die Zukunft vernichtet - weil ja von da an die Codes frei sind.
siehe oben


> 
> Denn sie sind ja auch
>> ein erhebliches Risiko eingegangen (was man daran sehen kann, daß es bei
>> diesem System ja auch eine Menge "zunächst-Verlierer" geben wird, also
>> Programmierer, die Arbeit investiert haben, deren Ergebnisse aber keine
>> Anhänger gefunden haben).
> 
> Das kommt zusätzlich dazu nur für Fame und Glory arbeiten solche
> Leute sicher nicht!! Was die wollen ist eine Bezahlung der
> Arbeitszeit und zwar sicher, fest und immer wiederkehrend....plus
> Rentenanspruch etc. pp.
nein: Arbeitszeit ist nicht alles. Wer ein Risiko eingeht, hat das Anrecht,
über seine Arbeitszeit hinaus bezahlt zu werden.

> 
> 
>> 
>> Der Rest der (Programmierer-) Welt geht aber trotzdem nicht leer aus, denn
>> die fünf Quellen-Programmierer können ihr System ja nicht in
>> ich-weiß-nicht-wievielen deutschen Arztpraxen installieren. Die ganze Gruppe
>> der Fachleute für freie Software wird einen Auftragsschub erleben, wenn es
>> nämlich darum geht, diejenigen Programme konkret zu installieren und zu
>> pflegen, die "den Jackpot abgeschossen haben".
> 
> Aber nur wenn der Prozentsatz hochgenug ist.
welchen Prozentsatz meinst Du? Diese Aussage verstehe ich nicht.

>> 
>>> 
>>> Ich hab nichts gegen das Geldverdienen, aber nicht auf dem
>>> Rücken der Gemeinnützigkeit ....
>> Ich wüßte im Moment nicht, wie man den Aspekt der Gemeinnützigkeit _besser_
>> in einem lebensfähigen, stabilen System abbilden könnte. Lasse mich aber
>> gern weiterbringen, deshalb habe ich die Diskussion ja angeregt.
> 
> Der Aspekt der Gemeinnützigkeit wird hier nicht wiedergespiegelt,
> sondern es werden Unternehmen und Arbeitsplätze dadurch
> vernichtet....
Bei allen erfolgreichen Tätigkeiten, die in Konkurrenz zu existierenden
stehen, ist ein Ergebnis eine Unternehmens- und Arbeitsplätze-Verlagerung.
So ist das bei Nullsummenspielen. Wenn Linux sich einmal so richtig
durchgesetzt hat, dann werden MS-Gebäude leer stehen / anderweitig vermietet
werden und eine Menge Leute werden woanders arbeiten. Meinst Du, man sollte
deshalb besser auf Linux verzichten?

In der Summenbetrachtung sehe ich durch meinen Vorschlag keine Vernichtung,
sondern eine Verlagerung von Arbeitsplätzen in den Bereich der freien
Software, mit der tendenziell auch eine Verlagerung in kleinere, unabhängige
Unternehmen oder auf Freiberufler verbunden ist.

Dies begrüße ich. Durch diesen Effekt wird das
Geld/Arbeitsplatz-Nullsummenspiel (d.h. die Gesamtsumme bleibt konstant und
wird nur anders zwischen den Teilnehmern verteilt) qualitätsmäßig nämlich
zum Gewinn. Denn in meiner Werteskala ist es ein Qualitätsgewinn, wenn mehr
Menschen frei arbeiten können außerhalb irgendwelcher Großkonzerne und auf
dieser Skala kommt man durch die Unterstützung freier Software weit nach
vorn. Aber das kann man auch ganz anders sehen und es gibt sicher Stoff für
eine umfangreiche neue Diskussion.

> 
>> 
>>> Genau das ist nicht gut. Sollte man nicht viel lieber versuchen ein
>>> erfahrenes Gremium zu gewinnen??
> 
>> "Erfahrenes Gremium" = 10 etablierte Professoren, die der Geldgeber für gut
>> hält und die eine Machtkonzentration bilden, der ich mich als Aktiver zu
>> beugen habe? Siehe meine andere Mail.
> 
> Das sollten nicht nur Professoren sein, sondern auch Typen aus der
> Wirtschaft solche Typen wie der Stihl etc.
Genau hier zeigt sich das Problem der Gremien. Du magst den Herrn Stihl,
jemand anders sieht das ganz anders. Laß den Leuten doch ihre Freiheit und
zwing' sie nicht, sich auf irgendeinen Vorbeter / Richter zu einigen. Es ist
doch viel besser, wenn Du Dich durch den Herrn Stihl beurteilen lassen
kannst und jemand anders durch einen anderen. Und wenn Ihr mit dem Ergebnis
nicht einverstanden seid, dann habt ihr beide Alternativen. Viele
individuell bleibende Entscheider auf Förderer-Ebene sind doch besser als
irgendeine Machtansammlung.


> 
>> 
>>> Sollte man nicht für die Formalitäten versuchen Profis zu
>>> gewinnen??
>> Ja! Hier sind noch Gespräche mit Steuerberater/Rechtsanwalt/... nötig. Im
>> Moment geht's mir eigentlich um das Prinzip selbst und darum, andere
>> Meinungen zu hören, um es reifen zu lassen, bevor der nächste Schritt
>> startet.
> 
> Da sollte man nicht sparen, vorausgesetzt solche Aktionen bringen
> wirklich Geld ein, man sollte darauf achten Gelder zu kanalisieren
> und in einer ordentlichen Stiftung unter zu bringen, damit kann man
> das Monopol der unfreien Software am besten aushöhlen.

so könnte es laufen. Wobei ich schon meine, daß man auch auf Beraterseite
kostenbewußt vorgehen muß. Siehe oben.


Eine sehr interessante Diskussion ist das - danke!

Viele Grüße
Reinhard





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