Brandeinsartikel über Standards und Freie Software

Bernhard Reiter bernhard at intevation.de
Mi Aug 1 18:08:08 UTC 2001


Sehr geehrter Herr Lotter,

mit Interesse und Vergnügen habe ich Ihren Artikel
zum Thema Qualität mit Titel: "Planen. Machen. Prüfen. Handeln."
Brandeins Heft 6 Juli/August 2001 Seiten 78-86, gelesen.

(http://www.brandeins.de/magazin/schwerpunkt/artikel1.html
Hinweis: die Qualität der URL ist nur bis zur Verschiebung
ins Brandeins Archiv garantiert. ;-) )

Unglücklich war ich nur darüber, wie Richard Stallman 
als Geber der "Open-Source-Idee" bezeichnet wurde.
Er selbst bezeichnet sich als Anhänger der Freien Software-Bewegung.
Sein Werk ist auch grösser und entscheidender als im Text angedeutet.
Gerade die öffentlichen Lizenzen des GNU-Projektes GPL und LGPL
gelten als Meisterleistung.
Diese Lizenzen nutzen ja das Urheberrecht, was insofern ist
Ihr Text da schon arg missverständlich:

>> Stallmans Open-Source-Idee war nett gemeint 
und bewies sich mit dem Anfang der neunziger Jahre durch 
eine weltweite Programmiergemeinschaft in die Welt
gebrachten Linux auch als lauffähig. Doch die eigentliche Zündkraft der
Open-Source-Idee liegt nicht in der durch keine Lizenz eingeengten
Nutzungsmöglichkeit und in der von politischen Gefühlen und Mystifizierungen
getriebenen Open-Source-Gemeinde, die im Netz gern und oft von
"Software-Demokratie" und "antiautoritärer Grundrichtung" schreibt. <<

In meiner langjährigen Praxis 
hat sich auch "Freie Software" als der bessere Begriff erwiesen, 
da es um die Freiheit der Software geht.
Auf Ihren Artikel bezogen ist das die Freiheit an den Standards
mitarbeiten zu dürfen und damit dem Standard 
ohne ein Monopol (oft auch Industriestandard genannt) 
und den damit verbundenen Wettbewerbsvorteil im IT-Geschäft, zu erhalten.  
Freie Software sichert so die Freiheit des Wettbewerbs im IT-Bereich.

Sie schreiben Eric S. Raymond zu, das Entscheidende an der
Freien Software Idee, höchste Qualitätsicherung, 
kompatibel zur Wissensgesellschaft, 
in seinem Aufsatz "The Cathedral and the Bazaar" beschrieben zu haben.
Raymond's Text ist sehr gut, beschreibt allerdings 
verschiedene Entwicklungsmodelle von Software. 
Diese lassen sich bei freier, wie bei proprietärer Software durchführen.

Mittlerweile wird vielen Wissenschaftlern klar,
dass die Freiheit der Information (also nicht nur der Software)
für die Wissensgesellschaft entscheidend ist. Richard Stallman
bleibt ein Vordenker auf diesem Gebiet, dessen Beitrag 
auf einer anderen Ebene als Raymonds einzuordnen ist.
Hier zwei Verweise, welche die Problematik im Urheberrecht
für die Wissenschaft aufzeigen:

   http://media-in-transition.mit.edu/forums/copyright/text.html
          Copyright and Globalisation -- In the Age of Computer Networks
          Richard Stallmans Vortrag am MIT vom April 19, 2001

   http://www.publiclibraryofscience.org/


Mit freundlichen Grüßen,
	Bernhard Reiter

-- 
Geschäftsführer, Intevation GmbH                    (intevation.de)
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