Hallo Alex (und Liste),
vielen Dank für das Feedback. Ich gehe mal auf die einzelnen Punkte ein:
On 05.01.22 17:38, Alexander Dahl wrote:
On Sat, Dec 18, 2021 at 02:51:46PM +0000, Carsten Knoll wrote:
[...] 5. Das wünschenswerte Szenario wäre dagegen:
- gemeinsames Zusammentragen der jeweiligen Pro- und Kontra-Argumente
- Übersichtliche Darstellung des aktuellen Standes des Argument-Baumes
- nachvollziehbare Quellenangaben für externe Information
Bei mehreren Beiträgen hier im Thread hatte ich den Gedanken, dass die angesprochenen Probleme durch ganz klassische Moderation gelöst oder zumindest gemindert werden können,
Das ist gut möglich. Ich sehe aber zwei Beschränkungen:
a) Moderation macht Arbeit. → Moderationskapazität ist eine knappe Ressource.
b) Moderationsentscheidungen sind subjektiv und haben dadurch potenziell Akzeptanzschwierigkeiten.
zusätzlich zu den von Dir genannten Zusammentragen und Zusammenfassen des bisherigen Diskussionsstandes, würde ich da noch ergänzen:
- unangemessenes Verhalten ansprechen und unterbinden
- Lenkung der Diskussion zurück zum Thema
Volle Zustimmung.
- Wiederaufnehmen der Diskussion bei längerem Stillstand
Hängt vom Interesse der gerade aktiven Kommunikations-TN ab.
- gezielte Aufforderungen bisher unklare Aussagen zu konkretisieren
- Quellen aktiv einfordern
Das sollte aus meiner Sicht implizit passieren (technische Lösung). Weil es sonst eben vermeidbaren Moderationsaufwand generiert. Und Menschen sich schon von der schlichten Aufforderung Quellen anzugeben beleidigt fühlen (wenn diese Aufforderung von einem Menschen kommt).
Vermutlich noch mehr. Ich kann mich entsinnen, dass vor gut 20 Jahren in lokalen Webforen engagierte Moderator*innen sich ebenso positiv auf die Diskussionen ausgewirkt haben wie bei uns im Hackerspace in der konsensbasierten Entscheidungsfindung.
Das glaube ich gerne. Seitdem hat sich aber das schiere Aufkommen an digitaler Kommunikation massiv vergrößert. Die Bereitschaft und Fähigkeit die Moderationskapazität in erforderlichem Maß nachzuziehen siehe ich aktuell nicht.
- Die bisher genutzten Software-basierten Medien (Mailinglisten,
Chatgruppen, Foren, Wikis, Threads auf Twitter oder Mastodon, Kommentare unter Medien-Beiträgen oder in Blogs) unterstützen dieses wünschenswerte Szenario deutlich zu wenig.
- Die konkrete Funktionalität einer Kommunikations- und
Dokumentationssoftware kann einen massiven (positiven) Einfluss auf die Art und das Ergebnis der Kommunikation haben. Beispiel: Stackoverflow-Prinzip statt klassischer Programmier-Foren.
Ich meine eine gute Plattform oder Software kann Moderation durchaus unterstützen. Vermutlich muss man hier gar nicht das Rad neu erfinden, vielleicht hilft da der Input von Leuten, die bereits moderiert haben?
Meine These ist ja, dass eine andere Organisation der einzelnen Diskussionsbeiträge den Moderationsaufwand signifikant senkt. Ich will also nicht das Rad neu erfinden, sondern aus einem viereckigen Rad ein achteckiges machen, um die Rolleigenschaften zu verbessern. :)
- Relevante Kommunikationssoftware sollte frei sein und ohne viel
Aufwand von Individuen und (zivilgesellschaftlichen) Gruppen ausgerollt und genutzt werden können.
Da sind wir uns hier wohl einig?! ;-)
Für die FSFE-Liste war diese These einigermaßen überflüssig. Aber sie dient a) zur Vorbereitung von These 9 und b) sollen die Thesen auch außerhalb dieser Liste so schlüssig wie möglich sein.
Ich habe den Text z.B. für bessere Referenzierbarkeit auf mein privates Blog gepackt:
https://cknoll.github.io/software-zur-diskussions-verbesserung.html
[...] Mich wundert, dass es für die aus meiner Sicht so offensichtlichen Missstände ("Alles was scheitert, scheitert an Kommunikation") bisher keine (mir bekannten) guten und vor allem systematischen Lösungen zu geben scheint.
Wie seht Ihr das?
Siehe oben. ;-)
Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass es Menschen auf der Liste gibt, die sowohl in der Problemwahrnehmung als auch bezüglich möglicher Lösungen meine Thesen weitestgehend teilen, und ggf. auch Interesse an einer weiteren Verfolgung möglicher Lösungsideen signalisieren.
Nach bisheriger Antwort-Lage scheint das eher nicht der Fall. Aber manche Ideen müssen auch ne Weile reifen, bis die Welt bereit für sie ist oder sie sich alles offensichtlich untauglich rausstellen.
Im Moment würde ich sagen, ist weder das eine noch das andere der Fall :)
Beste Grüße, Carsten