Torsten Grote Torsten.Grote@fsfe.org, Thu, 12 Jun 2014 10:00:10 +0200:
gestern hat eine neue Initiative Namens Qabel große Aufmerksamkeit erregt. Die Idee ist es ein “schlüsselfertiges Ökosystem mit echtem Datenschutz” zu bauen:
Hmm... Ich war gerade auf der Seite und ich muss sagen, ich beobachte das mit einer Art grotesker Faszination.
Technologisch sieht das Gerät dort ausgezeichnet aus. Die Entwickler sind den äußerst mutigen Schritt gegangen, sich von Webtechnik zu entfernen, weil dieser fundamentale Probleme mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu eigen sind. Das ist lobenswert, und wird vor Allem dadurch ermöglicht, dass paketbasierte Softwareinstallationen, wie sie auf *nuxen schon lange üblich und dank Android jetzt auch verbreitet sind, gegen die gemeinen Webapplikation konkurrenzfähig sind, was die Einfachheit beim Aufsetzen angeht. Zu einem Grad nehme ich ihnen auch ihre Kompromisslosigkeit beim technischen Entwurf ab und die "Abhörschnittstelle" hat mir ein sehr breites schmunzeln entlockt.
Den Gedankengang hinter dem Lizenzierungsmodell kann ich ... nun ja, nachvollziehen, auch wenn ich mich der Argumentation nicht anschließe, bzw. mit Besorgnis auf etwaige Hintergedanken blicke.
Was *wirklich* mies ist, ist dass sie sich erdreisten, ihre Software als frei und Quelloffen (bzw. sogar "OpenSource") zu bezeichnen und dadurch Verwirrung stiften. Das könnte insbesondere der Arbeit der FSFE massiv schaden.
Das ironische ist, dass sie von Dienstanbietern für die Plattform verlangen, dass diese ihre Zuarbeit als "Freie Software" anbieten, da fragt sich nach welcher definition.
Merkwürdig ist auch: "Die Software ist, um sie vor Investoren zu schützen, zum Patent angemeldet."
^^ Und das ist nun wirklich eine dicke Nuss. Hier sehe ich eine extreme Gefährdung von alternativen - tatsächlich Freien - Implementierungen der Qabel-Kommunikationsschnittstellen. Sogar komplette nachbauten oder verschlüsselte Kommunikation z.B. auf Basis von XMPP könnte dadurch betroffen sein. Dies könnte schlimmstenfalls dazu dienen, die Plattform zu monopolisieren und jeden Ansatz einer sicheren verteilten Plattform zu zerstören. Vorzugsweise würde ich hier Ungeschick unterstellen, nicht Böswillen. Die Vertrauenswürdigkeit des gewählten Patenttreuhänders muss man nicht, kann man aber in Frage stellen.