On 24.01.2018 11:44, Max Mehl wrote:
# Arnulf Pelzer [2018-01-24 11:23 +0100]:
Lobbyismus ist, in meinen Augen, ein Grundübel der Demokratie in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt.
Lobbyismus ist im engeren Sinne politische Interessenvertretung. Ein Mensch, der Interesse X vertritt, möchte Entscheidungsträger davon überzeugen, dass sein Anliegen wichtig ist und politisch und gesetzlich respektiert wird.
Ja, als (primär) Lobby-Organisation sollte man das schon differenziert betrachten. :D
Die Alternative wäre: Wenige Politikerinnen, die sowieso schon unrepräsentativ für die Gesamtbevölkerung stehen, entscheiden noch abgeschiedener von der realen Welt über wichtige Angelegenheiten, und niemand hat einen Kanal, um sie über bestimmte Sachverhalte aufzuklären. Wäre das besser für die Demokratie?
Ist vielleicht das ganze Konzept "unserer Demokratie" schon kaputt? Man wählt irgendwelche Chefs und die entscheiden dann _alles_ für einen. Ich weiß, allein die Vorstellung, unsere bürgerliche Demokratie sei nicht der Stein der Weisen, bereitet vielen Alpträume. Vor allem, weil man sich keine Alternativen vorstellen kann. Oder zumindest keine besseren. Die einzige öffentlich wahrnehmbare Demokratiekritik kommt ja auch leider aus eher seltsamen Kreisen wie AFD & Co.
Aber wenn ich solche Emails lese, kann ich nicht anders, als mal wieder darauf rumreiten, auch wenn es vielleicht (fast) keinen interessiert: Eine andere Welt ist möglich. Selbst wenn man nicht dran glaubt: Es erleichtert die eigene Reflexion auch solcher Themen wie Lobbyismus, wenn man einfach den Gedanken mal zulässt.
Und im Unicode gibt's sogar schwarze Flaggen: 🏴 ¡Viva la anarquía! Oder wem das Wort Anarchie zu sehr negativ konnotiert ist, der mag sich vielleicht mit dem libertären Konföderalismus beschäftigen, der als Ideenlehre aus dem Anarchismus stammt, sich selbst aber nicht dem Anarchismus zuordnet. Aber auch der Anarchismus hat heutzutage ein unangebracht schlechtes Image.
...unfaire Vorteile, die reiche Unternehmen gegenüber NGOs haben; ungleiche Finanzierung von Interessen und so weiter...
Was soll denn daran unfair sein? Oder nein, anders ausgedrückt: Was hat denn das mit Fairness zu tun? Das ist doch kein Fußballspiel, das wir gewinnen wollen. Ein bisschen mehr Pragmatismus halte ich da für sinnvoll.
Copyleft ist auch ein fieser Trick um das noch fieser Konstrukt Copyright auszuhebeln.
Oder würden wir, wenn wir als Freie-Software-Lobby alle Karten in der Hand hätten, auch sagen "Ach ne, das ist ja unfair, wenn wir so viel mehr Einfluss haben als die Proprietäre-Software-Lobby. Halten wir uns mit unserem Lobbyismus mal ein bisschen zurück, damit es fair ist."? ;)
Viele Grüße David