Hallo Bernd,
On Mon, 15 Sep 2014 07:28:42 +0200 Bernd Wurst wrote:
Der für mich naheliegendste Fall den du mit dem Verzicht auf Copyleft möglich machst ist der, dass jemand anderes eine Erweiterung programmiert und diese nur in einem proprietären Paket mit veränderter Basis angeboten wird. Damit kann es passieren, dass einige Nutzer zu einer proprietären Variante deiner Software gezwungen werden, wenn sie seine Erweiterung nutzen möchten.
Wenn du via copyleft veröffentlichst, wird es diese Erweiterung dann aber vermutlich einfach gar nicht geben, sofern Code-Änderungen an der Basis dafür nötig sind.
Oder die Erweiterung wird dann eben doch unter die LGPL gestellt. Damit hätte die LGPL ihr Ziel erreicht und sowohl den original Code geschützt als auch für mehr Freie Software gesorgt.
Ich erlebe das relativ häufig das Leute erstmal nach einem einfachen "Ausweg" suchen um ihren Code nicht zu veröffentlichen. Wenn es dann Dank Copyleft nicht anders geht ist es am Ende meist doch kein Problem. Ohne Copyleft hätte die Welt den Code aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nie zu Gesicht bekommen.
Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Objective-C Übersetzer im gcc. Ohne der GPL hätte Apple diesen vermutlich nie unter einer freien Lizenz veröffentlicht.
Siehe (leider in Englisch, habe auf die schnelle keinen deutschen Artikel gefunden): http://www.informit.com/articles/article.aspx?p=1390172
Aber *wenn* alle Menschen das eingesehen haben, *dann* brauchst du die GPL nicht mehr. Denn dann sind die Vorteile die offener Code bringt ja bekannt und dann will gar niemand mehr proprietäre Software einsetzen und entwickeln. :)
Dieses Argument höre ich gelegentlich als Argument gegen Copyleft. Meine Antwort: In dieser Welt schadet die GPL auch nicht, da alle eh das machen was die GPL fordert. Solang diese Welt aber noch Wunschdenken ist schadet es auch nicht aktiv (indem man die Freiheit schützt) darauf hinzuwirken. Die GPL funktioniert also in beiden Welten gut, damit ist eine solche Zukunftsvision kein Argument gegen schützende Lizenzen.
Viele Grüße, Björn