On Wednesday 26 January 2011 09.46:24 Bjoern Schiessle wrote:
Gibt die Firma den Empfängern alle 4 Freiheiten, dann entwickelt sie Freie Software.
Das halte auch ich für das wichtigste Kriterium: Bekommt der Kunde eines Unternehmens die Freiheit? Dann ist es wohl ein Freie Software Unternehmen, auch wenn man dann noch die Latte im Prozessbereich höher legen kann.
Wenn der Kunde die Freiheit nicht bekommt, halte ich es für sicher, dass das Unternehmen kein Freie Software Unternehmen ist.
Etwas schwieriger wird es da, wo es mehrere Versionen ("Community Edition" "Enterprise Edition") gibt. Hier wird oft argumentiert, dass es ja möglich sei, die (freie) Community Edition einzusetzen.
Allerdings gibt es dann Support meist nur für die Enterprise Edition, die auch einige (wichtige) Funktionen exklusiv enthält. Das Ganze nennt sich "Open Core" und ist aus meiner Sicht klar ein proprietäres Geschäftsmodell, denn zum Einen ist der professionelle Anwender weiter von dem Unternehmen abhängig, zweitens kommt die gesamte Finanzierung aus proprietärer Quelle und die Freie Seite ist quasi nur "Verkaufswerkzeug", und drittens kann es auf Anbieterseite keinen wirklichen Wettbewerb geben - was ja eines der wesentlichen Argumente ist, warum man sich strategisch für Freie Software entscheidet.
Was mich persönlich an Open Core stört ist die Unehrlichkeit, mit der es vermarktet wird. Da steht oft "Open Source" drauf, und der Kunde kauft es in gutem Glauben - nur um bei Problemen festzustellen dass er gefangen ist und die von ihm "erworbenen" strategischen Freiheiten nie existierten.
Für mich ist das Etikettenschwindel.
Diese Form von Diskussion ist übrigens nicht neu. Vor mehr als 10 Jahren habe ich gemeinsam mit RMS mal darüber gesprochen, wie man hier die Linie zwischen Freien und unfreien Unternehmen ziehen sollte.
Unser Entwurf sah' damals so aus:
http://mail.fsfeurope.org/pipermail/gnubiz-disc/2000-December/000014.html
Beste Grüsse, Georg