Hallo,
On Wed, Mar 02, 2011 at 01:40:39PM +0100, theo wrote:
olafBuddenhagen@gmx.net wrote:
Nun, gehen wir Mal alle (mir bekannten) Alternativen durch:
[...]
Ich hatte mir ein N900 mit Maemo5 gekauft. Es macht praktisch alles was ich will und recht gut.
Naja, vielleicht hätte ich Maemo in der Liste mit erwähnen sollen, auch wenn es an diesem Punkt wohl nur historisch relevant ist...
Maemo hat zwar eine ganze Reihe Standard-Komponenten aus dem GNU/Linux-Umfeld benutzt -- aber die Interessanten Dinge (Hardware-Ansteuerung, Oberfläche, Telefonie-Software) waren alle proprietär. Auch der Entwicklungsprozess war praktisch vollkommen geschlossen. Nach Aussage diverser Leute war es funktionsmäßig zwar recht vielversprechend, aber noch nicht wirklich massentauglich.
Auf dem N900 wurde das System mit vollem Root-Zugang ausgeliefert, was für einen großen Hersteller recht bemerkenswert ist. Die Hardware selbst war dagegen alles andere als offen, mit proprietären Treibern für fast Alles. (Die erst im Zuge der MeeGo-Entwicklung plötzlich als freie Software verfügbar wurden...)
Aus Sicht freier Software also eher durchwachsen.
Ich verstehe nicht, weshalb Nokia diese Schiene verlassen hat.
Nun, die Abkehr vom ursprünglichen Maemo-System kam in mehreren Schritten, die man getrennt betrachten muss.
Zunächst einmal der Wechsel zu Qt. Das kam wenig überraschend, nachdem Nokia Qt eingekauft hat. Für die Entwicklung der Platform jedoch ein fragwürdiger Schritt... Mag sein, dass ein Wechsel zu Qt für Anwendungsentwickler auf lange Sicht sinnvoll ist, da viele Leute Qt für eine bessere Umgebung zu halten scheinen als GTK/GNOME. (Eine Ansicht, die ich persönlich übrigens nicht teile: Denn Qt ist ziemlich stark an C++ gebunden, während man GTK&Co. sowohl in Good Old C, als auch in so ziemlich jeder Highlevel-Sprache gut einbinden kann.) Nichtsdestotrotz wäre es sicherlich sinnvoller gewesen, die mitgelieferte Software zunächst in ihrer existierenden Form weiter zu verfeinern; und Qt vorerst lediglich als zusätzliches API anzubieten -- so wie es ja auch bei Symbian der Fall ist. Hier scheinen politische Zielsetzungen wichtiger gewesen zu sein, als das Wohl der Maemo-Platform...
Der zweite und größere Bruch war der Wechsel vom halbproprietären und geschlossenen Maemo zum Hersteller-übergreifenden und weitgehend freien MeeGo. Das war im Grunde ein naheliegender Schritt: Während Symbian -- das ein proprietäres und Herstellergebundenes System war (nachdem die anderen Partner abgesprungen sind oder herausgedrängt wurden) -- zunehmend ins Abseits geriet, entstand um Android -- als freie und Hersteller-unabhängige Platform -- schnell ein florierendes Ökosystem. Das hat Nokia offenbar richtig erkannt (lange vor Elop...), und versucht, Konsequenzen zu ziehen.
Man kann den Umschwung zu MeeGo also kaum als einen Fehler sehen. Der eigentliche Fehler war, es nicht von Anfang an so gemacht zu haben. Die Frage ist also nur, ob es für die Öffnung weniger radikale Alternativen gegeben hätte? Durch das Einbinden von MobLin hatte man sofort wichtige Partner mit im Boot; und ein plausibles Versprechen, dass es sich um eine wirklich Herstellerübergreifende Platform handelt. Mit einer Öffnung von Maemo ohne technische Zugeständnisse hätte es dagegen viel Zeit und Mühe gebraucht, um an einem solchen Punkt anzukommen. Es ist sehr schwierig abzuschätzen, ob der technische Vorsprung bei der Entwicklung mittelfristig mehr Wert gewesen wäre...
-antrik-