Hallo,
On Thu, Apr 21, 2011 at 01:41:40PM +0200, Leena wrote:
So einfach und benutzerfreundlich ist es eben doch noch nicht. Ich habe schon öfters gehört, dass Ubuntu zwar in der Alltagsanwendung schon sehr einfach geworden ist, aber sobald man ein Level tiefer muss, wird es schon wieder sehr kompliziert. Ich muss sehr oft eine Konsole benutzen.
Kann ich aus meinen Erfahrungen nicht bestätigen. Die Sachen, für die man bei Ubuntu auf die Kommandozeile muss, sind allermeistens Sachen, die unbedarfte Anwender auch unter Windows nicht alleine machen könnten...
Natürlich kann man darauf mit Stallmanns Argument antworten, dass man für die Freiheit halt auch arbeiten muss. Aber wie ist das z.B. mit einem Menschen, wie padeluun, der seine gesamte Zeit für den Kampf für die Freiheit (eben an anderer Stelle) einsetzt? Soll er nicht mehr dazu kommen, die Freiheit Statt Angst Demo zu organisieren, weil er gerade sein Ubuntu einrichtet?
Sowas sollte er am besten gar nicht selbst machen :-)
Aber im Grunde stimme ich Deiner Sicht zu: Manchmal muss man andere Prioritäten setzen -- und bei padeluun zum Beispiel sehe ich absolut ein, dass andere Sachen wichtiger sind.
Allerdings begibt man sich mit der Diskussion über Effizienz generall auf gefährlich Grund: Denn im Prinzip kann jeder das Argument bringen, dass er mit proprietärer Software angeblich besser Arbeiten kann...
Daher möchte ich Wert legen auf das *angeblich* (denn meist ist es mehr subjektive Empfindung als objektive Probleme), und auch auf das besser *Arbeiten* können -- was keinesfalls heißen muss, dass die Software an sich tatsächlich besser ist! Meist ist sie einfach nur gewohnter.
Im Prinzip haben schon andere in diesem Thread darauf hingewiesen; aber ich finde diesen Aspekt sehr wichtig, und möchte daher nochmal ganz explizit darauf eingehen: Du bringst immer wieder die Ansicht zum Ausdruck, dass bestimmte proprietäre Programme den freien technisch weit überlegen sind. Das stimmt sicherlich in einigen Fällen; tendenziell scheint es mir aber arg übertrieben. Die freien Programme sind oft nicht schlechter (zumindest in einem Maße, das nennenswert die Produktivität beeinflusst), sondern einfach nur *anders*.
Photoshop ist dafür das Standardbeispiel schlechthin. Natürlich fehlen GIMP einige Features -- die allerdings die meisten Leute in der Regel gar nicht betreffen. Woran sich die Leute wirklich stören, ist die ungewohnte Bedienung. Ich sage bewusst ungewohnte, nicht schlechte: Denn während Photoshop-Anwender, die Mal GIMP probieren, in der Regel überhaupt nicht damit klarkommen, habe ich von Leuten, die beides wirklich kennen, schon öfters die Ansicht gehört, dass man die meisten Sachen mit Beiden gleich gut machen kann -- nur eben auf anderem Wege, mit anderen Bedienkonzepten. Den meisten Photoshop-Anwendern fehlt einfach nur die Motivation zum Umlernen.
Ich hege die Vermutung, dass es sich bei Deiner Videoschnitt-Software ähnlich verhält...
Ich möchte damit die Schwierikeiten beim Umstieg nicht kleinreden. Natürlich ist Umlernen immer sehr frustrierend: Die Anwendung verhält sich anders, als man es gewohnt ist; und man wird mit neuen Unzulänglichkeiten konfrontiert (während man sich an die des anderen Programms längst gewohnt hat) -- aber man darf dabei nicht vergessen, dass die Frustration eben hauptsächlich auf das Umlernen zurückgeht, nicht auf die freie Software selbst. (Genau darum ging es ja auch in der Diskussion um padeluuns Äußerungen bei der Demo...)
Natürlich kann und sollte freie Software noch viel besser werden, um allgemein attraktiver zu sein. Das liegt allerdings in der Verantwortung der Entwickler und UI-Designer der jeweiligen Projekte. Für die FSFE stellt sich eher die Frage, wie wir die Leute besser motivieren können, sich auf den Wechsel (samt der Umstellungsschwierigkeiten) einzulassen?
-antrik-