Hallo Sabet, hallo Liste,
so ein Hochschulranking nach FLOSS-Freundlichkeit hätte ich mir bei meiner Hochschulwahl auch gewünscht. Stattdessen hieß es die Angaben zu den Studieninhalten interessanter Informatikstudiengänge genau lesen, nachfragen und viele Hochschule besuchen.
Hier in Dresden gibt es mit der Hochschulgruppe "Freie Software Freies Wissen Dresden" (www.fsfw-dresden.de) eine Initiative von Aktiven, die sich für mehr * Freie Software in Lehre und Forschung * OpenAccess * sowie sichere Kommunikation einsetzt.
Ihr gehören hochschulseitig vor allem Studentinnen und Studenten der TU und der HTW an. In letzterer gibt es beim StuRa sogar einen eigenen Hochschulpolitischen Bereich zu der Thematik. Vielleicht lässt sich sogar etwas über die landesweiten Studierendenvertretungen (KSS, FZS, KIF) erreichen.
Nun aber zur HTW. In den PC-Pools der Informatikfakultät gibts Dual-Boot-PCs (Suse-Linux/ Win). SSH-Login auf einen Linuxserver ist für alle Studierenden möglich und in einigen Modulen sogar (für Praktika und Belegarbeiten) gefordert. Programmierbelege (C, C++, Java) sollten möglichst betriebssystemunabhängig sein und müssen zumindest in meinem Studiengang (Allgemeine Informatik) auf einem der Linuxrechner mit gcc kompiliert werden können (ist bei Belegabgabe vorzuführen). Darüber hinaus werden eine ganze Reihe Linux-Tools und für die sichere (E-Mail-)kommunikation das Kerckhoffsche Prinzip gelehrt. Andererseits wird auch (noch) die ein oder andere Software gelehrt, für die es gute Freie Alternativen gäbe - etwa im Bereich Datenbanken. Auch bei Dateiformaten - speziell E-Mailanhängen - gibts häufig noch Verbbesserungspotential.
Ein Bekannter von mir, der an der TU studiert und ebenfalls bei der FSFW Dresden mitmacht, schrieb dazu:
Was das Ranking angeht: da sehe ich folgende Umsetzungshürde:
Die Erfahrungen können innerhalb einer Hochschule, manchmal sogar innerhalb eines Studiengangs (je nach Vertiefung) sehr unterschiedlich sein. Entscheidend ist letztlich die Einstellung der jeweiligen Lehrkräfte zum Thema Freie Software. Die Information ist also sehr heterogen und sie sinnvoll zu verdichten macht wahrscheinlich einigen Aufwand.
Vielleicht könnte man statt einem Hochschulranking eher Statusbeschreibungen für einzelne Studiengänge an der jeweiligen Hochschule erstellen. Wenn man damit genug Informationen sammelt, kann man die immernoch entsprechend der Hochschulen zusammenfassen.
Insgesamt sollte aber das Aufwand-Nutzen-Verhältnis im Blick bleiben.
Über die FSFW Dresden versuchen wir die Arbeit an Freier Software als wissenschaftliche Leistung anerkennen zu lassen. Diese sollte natürlich unter entsprechenden Lizenzen publiziert werden. Auf diese Weise ließen sich z.B. Einsparungen bei Softwarelizenzen nachhaltig zur Finanzierung von entsprechenden Stellen an der Hochschule verwenden.
Norman Schwirz
Mitglied von Freie Software und Freies Wissen Dresden www.fsfw-dresden.de
Am 11.08.2015 um 11:56 schrieb sabetpeters@mailbox.org:
Hallo.
stelle ich mir nun die Frage ob es eine solche Rankingliste auch zum Thema Nutzung und Wertschätzung von FLOSS Software auf Deutschen Schulen, Hochschulen und Universitäten gibt. Wenn nein wäre so etwas Sinnvoll?
Ich finde die Idee super. Ich stand selbst vor kurzem vor der Entscheidung, an welcher Hochschule ich studieren möchte. Dabei hat mir eine solche Liste mit Einschätzungen gefehlt. Da es schon keinen Studiengang (in Deutschland) gibt, der sich vorrangig mit freier Software beschäftigt, sollte es zu mindestens eine Hochschule sein, die mich mit freier Software arbeiten lässt. Es ging mir dabei um Informationen wie z.B.: Unterstützt die Hochschule freie Software und hat sie im Einsatz?; oder kann ich ohne Probleme alles am eigenen Rechner (mit freier Software) bewältigen?; oder "zwingt" mich de Hochschule mit nicht freier Software zu arbeiten?; oder gucken mich die Professoren verdutzt an und fragen was freie Software ist?
An sich gibt es ja auch eine Menge junger Leute in der Szene, die von ihren Hochschulen vielleicht berichten können. Dabei wäre meiner Meinung nach, eine "Sternchenskala" weniger aussagekräftig. Cool wäre ein kurzer Fragebogen, mit dem die Bedingungen an der jeweiligen Hochschule abgesteckt werden, und außerdem Platz für anderweitige Erfahrungsberichte. Ein richtiges Ranking (mit erstem Platzt und so) stelle ich mir dabei schwierig umzusetzen vor, da es bestimmt auch an den FLOSS freundlicheren Hochschulen jeweils ein paar +/- Punkte geben wird. Machbarer wäre vielleicht eine Zuordnung der Hochschulen in Gruppen, z.B.: "Hat FLOSS im Einsatz"...oder irgendwie so.
Unter Umständen hat ein solches Ranking ja sogar Einfluss auf das Verhalten der Hochschulen, denn wenn es darum geht, auf irgendeiner Liste möglichst gut abzuschneiden, werden manche Hochschulen ja auf einmal ganz aktiv (meine Wahrnehmung).
Viele Grüße, Sabet
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