Hallo.
Es ist zwar richtig, Meinungen und Stimmungen einzuholen aber ich denke nicht, dass dir jemand diese Entscheidung abnehmen kann.
Wir bei schokokeks.org erstellen zwar nicht viel Software aber alles was wir veröffentlichen lizenzieren wir (sofern möglich) als CC0. Der Grund ist einfach: Möglichst unkompliziert.
So lange man sich in der Free-Software-Szene bewegt ist es immer ärgerlich, wenn einzelne Lizenzen zwar inhaltlich fast gleich sind, dann aber wegen irgendwelcher Befindlichkeiten doch inkompatibel sind (z.B. 4-clause-BSD).
Am 14.09.2014 um 21:51 schrieb Luc Saffre:
Mein Lino ist bisher LGPL-lizenziert, aber ich bin möglicherweise kurz vorm Umkippen in dieser Frage, weil alles einfacher würde, wenn ich auf die BSD wechsle. Meine bisherige Verteidigungsrede für die LGPL (statt BSD) steht hier: http://lino-framework.org/about/license.html
An diesem Text stört mich sofort ein gewaltiger Denkfehler in der Einleitung: "because we want to make sure that our work will [...] never be controlled by some proprietary organisation."
Hier stört das "controlled". Wer die Entwicklung letztlich steuert ist unabhängig von der Lizenz. Auch wenn du als CC0/Public-Domain veröffentlichst, hat deshalb noch niemand anderes Schreibzugriff auf dein GIT-Repository. Jemand anderes kann die Steuerung der Entwicklung nur übernehmen, wenn er ein Produkt daraus ableitet, selbst veröffentlicht und dabei so gut ist, dass deine Benutzer nachher seine Benutzer sind. Nur dann kann er wirklich sagen, dass er das "bessere lino" macht und selbst steuert wo's lang geht.
Richtig ist, dass wenn du das Projekt einfach aufgibst, keinen Nachfolger suchst sondern einfach einen letzten Snapshot veröffentlichst, dann kann jeder der auch nur ein bisschen was erweitert sofort die Entwicklung an sich reißen.
Gleichzeitig kann eine Firma deinen Code unter LGPL nehmen, mit eigenen Erweiterungen wieder unter LGPL veröffentlichen und wenn deren Erweiterungen gut sind, dann nutzen die Nutzer das und die Firma kontrolliert die weitere Entwicklung.
Der für mich naheliegendste Fall den du mit dem Verzicht auf Copyleft möglich machst ist der, dass jemand anderes eine Erweiterung programmiert und diese nur in einem proprietären Paket mit veränderter Basis angeboten wird. Damit kann es passieren, dass einige Nutzer zu einer proprietären Variante deiner Software gezwungen werden, wenn sie seine Erweiterung nutzen möchten.
Wenn du via copyleft veröffentlichst, wird es diese Erweiterung dann aber vermutlich einfach gar nicht geben, sofern Code-Änderungen an der Basis dafür nötig sind.
- Die Idee hinter der GPL mag ja im Endeffekt stimmen, aber bis alle Menschen das eingesehen haben, wird (1) noch viel Zeit vergehen und (2) wird mein Lino das weder entscheiden noch beschleunigen.
Ich finde nicht, dass die GPL für eine bessere Welt unbedingt notwendig sein muss. Die GPL rüttelt wach und die GPL hatte damals einen sehr richtungsweisenden Charakter.
Die GPL ist großartig für elementare Komponenten die bereits einen stattlichen Umfang und eine langfristige Entwicklung hinter sich haben. Kurz gesagt für Sachen, die man nicht einfach mal nachprogrammieren oder durch was anderes ersetzen kann. Dass der Linux-Kernel GPL ist, hat uns vermutlich insgesamt viel gebracht, auch was die breite Akzeptanz von Copyleft angeht.
Aber *wenn* alle Menschen das eingesehen haben, *dann* brauchst du die GPL nicht mehr. Denn dann sind die Vorteile die offener Code bringt ja bekannt und dann will gar niemand mehr proprietäre Software einsetzen und entwickeln. :)
Gruß, Bernd