FYI, da für das Treffen am Montag relevant: auf der Rheinland-Liste gibt es gerade einen längeren Thread mit Kritik an der FSFE-Führung.
Ich zitiere Michaels Mail als aus meiner Sicht ausgewogene Zusammenfassung, möchte aber nicht verschweigen, dass es auch Leute gibt, die das positiver oder negativer sehen.
Fabian
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Date: Fri, 8 Apr 2016 11:05:29 +0200 From: RA Stehmann anwalt@rechtsanwalt-stehmann.de To: [...] rheinland@lists.fsfe.org, fsfe-de@lists.fsfe.org, president@fsfeurope.org Subject: Re: Ausserordentliches Fellowshiptreffen in Duesseldorf - heute
Hallo,
ich glaube diese Antwort greift etwas zu kurz. Aber zur Begründung muss ich etwas mehr schreiben.
Klarzustellen ist, das hier nicht das Ergebnis der in Rede stehenden Entscheidungen diskutiert werden soll, sondern das Verfahren, in welchem diese getroffen wurden.
Anfangen möchte ich damit, wie sich unsere Organisation nach außen hin darstellt:
"Wir glauben an Kooperation und Transparenz." [0]
"Wir bekennen uns nachdrücklich zu den Prinzipien der Demokratie, Transparenz, Pluralität, Konsistenz, Integrität und Zielgerichtetheit." [1]
"Die FSFE ist fundamental demokratisch. Alle Teile der FSFE -- Mitglieder des eingetragenen Vereins und Teammitglieder genauso wie Fellows und Mitglieder der assoziierten Organisationen -- sind eingeladen, aktiv am Entscheidungsfindungsprozess teilzunehmen." [1]
Es wurden drei auf einander aufbauende Entscheidungen getroffen:
- Eine Neuausrichtung des Merchandisings.
Das Sortiment soll verkleinert werden. Ein Versand der Waren erfolgt von Berlin aus per Paketen. Demgemäß werden auch die Materialien, die für den Aufbau und Ausgestaltung des Standes zur Verfügung gestellt werden, stark reduziert.
Wurde vor dieser Entscheidung das gut funktionierende Team, das den Stand auf der FOSDEM betreut, befragt?
Wurden die Helfer, die die Stände auf der FrOSCon und der ORR betreuen, hierzu angehört?
Mit wem wurde überhaupt diese Neuausrichtung diskutiert?
Wer außer einigen Führungspersonen hat an diesem Entscheidungsfindungsprozess teilnehmen können?
Mir erscheinen diese Fragen rhetorisch; ich bin aber gerne bereit, mich im Einzelnen eines Besseren belehren zu lassen.
- Die Schließung des Büros in Düsseldorf.
Dieses wurde deshalb zuletzt größtenteils für Merchandise-Zwecke verwendet wurde, weil zuvor bereits Aufgaben nach Berlin oder anderswo hin verlagert worden waren. Daher erscheint zunächst diese Entscheidung eine logische Konsequenz aus der vorgenannten.
Allerdings liegt das Büro zentral in einem "Fellows-Ballungsraum" und in der Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes in Deutschland. Es ist also zu fragen, ob hier eine permanente "Anlaufstelle" nicht sinnvoll ist?
Mit wem wurde diese Frage erörtert?
Auch war es sehr sinnig, dass das Team NRW hier über eine Postadresse und einen Raum zum Treffen verfügt hat. Auch dieses wurde aber nicht am Entscheidungsfindungsprozess beteiligt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.
Dass übrigens wesentliche Teile dieser Entscheidung, die beispielsweise auch die Käufer der "Fanartikel" betreffen, bereits vollzogen worden sind, die sogenannte "offizielle Ankündigung" aber noch auf sich warten lässt, wirft auch ein interessantes Licht auf das Verfahren der Entscheidungsfindung.
- Rainers Entlassung.
Hier berufen sich die Führungspersonen der FSFE auf den Schutz des Persönlichkeitsrechts des Betroffenen.
Dabei wird allerdings verkannt, dass auch der Umgang mit dem eigenem Personal erhebliche Auswirkungen auf das Ansehen einer Institution und ihre Glaubwürdigkeit hat. Kirchliche Einrichtungen und Gewerkschaften sind hierfür wohlfeile Beispiele.
Die Personal-"politik" einer Organisation, die sich in personellen Einzelmaßnahmen ausdrückt, kann und muss daher sehr wohl Gegenstand von Erörterungen mit breiterer Beteiligung sein.
Auch bezüglich der Entlassung von Rainer ist festzustellen, dass der Entscheidungsfindungsprozess im Lichte der verlautbarten Prinzipien offensichtlich defizitär war.
Selbst wenn man bei der Personalentscheidung noch Verständnis für eine Beratung und Entscheidung "im kleinen Kreis" haben mag, trifft dies auf die Entscheidung, das Büro zu schließen, schon nicht mehr zu. Erst recht hätte das neue "Merchandise"-Konzept in größerem Kreise diskutiert werden müssen.
Zu berücksichtigen ist ferner, dass diese Defizite im Entscheidungsfindungsprozess kein Einzelfall waren. Vorausgehende "Affären" und entsprechende Ratschläge und Meinungsäußerungen waren durchaus geeignet, insoweit für ein entsprechendes Bewusstsein bei der Führung der FSFE zu sorgen. Es entsteht daher leider der Eindruck, dass vorsätzlich eine aktive Teilnahme Dritter am Entscheidungsfindungsprozess gemieden worden ist.
Die überhastete "Flucht der Führung vor dem Volke" war demgemäß nur das "Tüpfelchen auf dem i".
Sie wirft aber eben auch ein bezeichnendes Licht darauf, für wie relevant der Meinungsaustausch und das Gespräch mit dem Fellowship erachtet wird.
Den Gang der Ereignisse habe ich bereits im Thread "Today's trip to Düsseldorf" dargestellt.
Festzuhalten ist hier lediglich, dass Jonas bereits seit dem 31.03.2016 von der Einberufung des Fellowshiptreffen anlässlich des Aufenthaltes von Matthias und ihm in Düsseldorf wusste. Matthias hätte es am gleichen Tage wissen können, hat eigenen Angaben zufolge aber erst am Morgen des 04.04.2016 die betreffende E-Mail gelesen.
Gleichwohl wurde dann in voller Kenntnis der Einberufung des Treffens und unter Änderung der ursprünglichen Planung der Kontakt mit den Fellows an diesem Tage gemieden.
Dies darauf zurückzuführen, dass "einige Dinge aufgrund nicht zustande gekommener Kommunikation ungünstig gelaufen" seinen, wird meiner Meinung nach, unter Berücksichtigung des Vorausgegangenen, diesem Vorgang nicht gerecht.
Ich habe großes Verständnis dafür, dass nun einige - nicht nur Johannes
- angesichts der eklatanten Diskrepanz zwischen verlautbarten Prinzipien
und tatsächlichem Verhalten ihr Engagement für die und in der FSFE überdenken.
Leider erscheint mir die Bagatellisierung als bloßes technisches Kommunikationsproblem nur allzu geeignet, diese Zweifel nicht auszuräumen, sondern noch zu verstärken.
Es gibt ein "Kommunikationsproblem", das aber darin besteht, dass in der FSFE die "fundamental demokratische, aktive Teilnahme am Entscheidungsfindungsprozess" vorenthalten wird. Hieraus resultiert ein ganz erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem.
Zu diskutieren ist daher, wie die Glaubwürdigkeit der FSFE kurzfristig und nachhaltig wieder hergestellt werden kann.
Geschieht dies nicht, werden leider weitergehende Fragen zu diskutieren sein.
Gruß Michael
[0] https://fsfe.org/about/about.de.html [1] https://fsfe.org/about/principles.de.html